Chirurgische Behandlung von Ohrerkrankungen
Im Mittelpunkt jeder Behandlung von Ohrerkrankungen, sei es an der Ohrmuschel, dem Gehörgang und des Mittel- oder Innenohrs, steht eine ganzheitliche Diagnose und Behandlung. In der HNO-Klinik am UKS bieten wir das gesamte Spektrum sowohl der konservativen (nicht-operativen) Behandlungsverfahren als auch der Mittelohrchirurgie und der Innenohrchirurgie an.
Mikrochirurgische Behandlung von Mittelohr und seitlichen Schädelbasiserkrankungen
Das breite Spektrum der Otobasis-Eingriffe umfasst medizinische Behandlungen bei Erkrankungen des Ohrs (Oto-) und der angrenzenden Schädelbasis-). Dazu gehören:
- Fehlbildungen des Mittelohrs
- Trommelfellverletzungen
- chronische Otitis media, eine lang anhaltende oder wiederkehrende Entzündung des Mittelohrs
- Gehörgangsstenose, eine Verengung des äußeren Gehörgangs
- Cholesteatom, eine ernsthafte Erkrankung des Mittelohrs, die aus einer Mittelohrentzündung heraus entstanden ist
- Otosklerose, abnormale Knochenveränderung im Mittel-, und Innenohr
- unklare Schalleitungsschwerhörigkeit, eine Form der Schwerhörigkeit mit unklarer Ursache
- Tumoren des inneren Gehörgangs/Akustikusneurinome
Nach sorgfältiger klinischer und audiologischer Diagnostik werden insgesamt mehr als 300 Mittelohreingriffe pro Jahr endoskopisch und mikrochirurgisch in der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am UKS durchgeführt.
Die überwiegende Anzahl der Eingriffe wird kosmetisch unauffällig durch den äußeren Gehörgang (transkanalär) und innerhalb des Gehörgangs (endaural) durchgeführt. Bei einem Defekt der Gehörknöchelchenkette verwenden wir entweder eigenes Gewebe der Patientinnen oder Patienten oder Titanprothesen. Im Bereich des Übergangs vom Mittelohr zum Innenohr führen wir bei Betroffenen mit Otosklerose die sogenannte Laser-Steigbügel-Operation (Laser-Stapedotomie) durch.
Für Schwerhörigkeiten die mit gängigen Hörsystemen nicht ausreichend versorgt werden können, bieten wir das gesamte Spektrum der implantierbaren Hörsystemen von Mittelohrimplantaten bis zu knochenverankerten Hörsystemen und selbstverständlich Cochlea Implantate. Für die Nachbetreuung stehen wir Ihnen in unserer Audiometrie-Abteilung als auch im Cochlear Implant Centrum (CIC-Saarland) zur Verfügung. Zusätzlich sind wir mit den Herstellern der unterschiedlichen Hörsystemen in kontinuierlichem Kontakt und sorgen somit für eine dauerhafte beste Versorgung mit der notwendigen technischen Unterstützung und Upgrades. Weitere Informationen über Cochlea-Implantate.
Vor jeder Therapie erfolgt eine eingehende Beratung über Therapieoptionen und mögliche – auch nicht-chirurgische – Alternativen. Bei komplexen entzündlichen Veränderungen und ausgedehnten kombinierten Hörstörungen arbeiten wir eng mit erfahrenen Audiologinnen und Audiologen, Radiologinnen und Radiologen sowie Chirurginnen und Chirurgen zusammen, um eine optimale Therapie zu gewährleisten.
Zum Mittelohr gehören das Trommelfell und die dahinter liegenden Räume (Paukenhöhle). Diese beinhalten die Gehörknöchelchen sowie den Warzenfortsatz, einen luftgefüllten knöchernen Raum hinter dem Ohr. Über das Trommelfell werden die akustischen Signale der Umwelt über die Gehörknöchelchen an das Innenohr weitergegeben.
Eine längere Entzündung des Trommelfells oder des Mittelohrs kann sich ausbreiten und bei ungenügender Belüftung über die Ohrtrompete zu Komplikationen führen. Im Falle einer Knocheneiterung, die man als Cholesteatom bezeichnet, kann sich die Entzündung bis in die umgebenden Strukturen wie Innenohr, Gehirn und Gleichgewichtsorgan ausbreiten. Um diese Komplikationen zu vermeiden, ist eine frühzeitige Operation unumgänglich. Vorher führen wir eine Computertomografie durch, um die Operation präzise und individuell zu planen.
Bei einfachen Infektionen des Gehörgangs werden Ohrentropfen und Salben angewendet, was in der Regel nach einigen Tagen zu einer deutlichen Besserung führt. Bei einer Mittelohrentzündung wird die Verabreichung von Antibiotika in Tablettenform notwendig. Auch hier ist die regelmäßige mikroskopische Inspektion zusammen mit Ihrer Hals-Nasen-Ohrenärztin oder Ihrem Hals-Nasen-Ohrenarzt die Therapie der Wahl, um eine schnelle Besserung zu erzielen.
Chronische Entzündungen können zu einer Hörveränderung führen, die auch ohne Operation behandelt werden kann. In diesem Fall sollten wir gemeinsam eine moderne Hörgeräteversorgung in Betracht ziehen.
Ein Loch im Trommelfell kann durch verschiedene Ursachen entstehen, wie zum Beispiel durch eine Verletzung, eine Infektion oder einen starken Druckunterschied. Bei kleineren Löchern kann versucht werden, das Trommelfell im Rahmen einer ambulanten Behandlung abzudecken. Dies geschieht oft durch das Auftragen eines speziellen Pflasters oder einer chemischen Substanz, die das Trommelfell zur Heilung anregt. Diese Methode ist jedoch nur bei kleineren Defekten geeignet.
Wenn die Abdeckung im Rahmen der ambulanten Behandlung nicht gelingt oder der Defekt zu groß ist, wird eine Operation notwendig. In der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am UKS führen wir dann einen operativen Verschluss des Trommelfells durch. Dabei wird die Rekonstruktion des Lochs im Trommelfell angestrebt, um die Hörfunktion zu verbessern.
Mittelohreingriffe werden in der Regel in Allgemeinnarkose durchgeführt. In Einzelfällen kann dies auch in örtlicher Betäubung erfolgen. Die Operation erfolgt häufig durch den Gehörgang mit einem kaum sichtbaren Schnitt am Gehörgangseingang oder in wenigen Fällen auch durch eine hinter der Ohrmuschel gelegene Schnittführung.
In unserer Klinik stehen uns auch endoskopisch geführte Operationstechniken zur Verfügung. Hier wird der Eingriff nicht primär am Mikroskop, sondern über die Sicht am Monitor durchgeführt. Schnitte am Ohr können auf diese Weise gegebenenfalls komplett vermieden werden.
Um Defekte im Trommelfell- oder im Mittelohrbereich zu verschließen, verwenden wir körpereigenes Gewebe von der Ohrmuschel. Kommt es im Rahmen einer Entzündung oder einer Operation zur Notwendigkeit, einzelne Gehörknöchelchen zu ersetzen, werden dafür in der Regel Titanprothesen verwendet.
Mit Titanprothesen ist die Durchführung einer Kernspintomografie (MRT) heutzutage problemlos möglich. Den operativen Austausch von Gehörknöchelchen bezeichnet man als Tympanoplastik, die abhängig von der durchgeführten Maßnahme noch mit einer Ziffer (Typ I bis III) versehen wird.
Nach einer Mittelohr-Operation werden in der Regel spezielle medizinische Folien und eine Schwämmchen-Tamponade verwendet, um das operierte Gebiet zu schützen und die Heilung zu unterstützen. Drei Wochen nach einem Eingriff werden die Folien mit der restlichen, teils sich bereits spontan verflüssigten Schwämmchen-Tamponade entfernt. Dieser Teilschritt ist nicht schmerzhaft und sollte im Rahmen Ihres Kontrolltermins durchgeführt werden. Das Ergebnis der Hörleistung kann erst nach drei Monaten abschließend beurteilt werden. Wenn nach der Operation sichtbares Nahtmaterial am Ohr verwendet wurde, ist dieses in der Regel selbst resorbierbar und muss nicht extra entfernt werden.
Bei Verschlussplastiken des Trommelfells heilt das eingebrachte körpereigene Transplantat in der Regel sehr gut ein. Nur wenn es zu weiteren Störungen der Wundheilung oder einer erneuten Defektbildung kommt, muss nachoperiert werden. Bei ausgedehnten Zerstörungen des Mittelohrs und der Gehörknöchelchen bei insgesamt schlechter Belüftung des Mittelohrs können in Einzelfällen mehrere Operationen notwendig werden.
Nach einer Mittelohroperation, die in Allgemeinanästhesie durchgeführt wurde, werden die Patientinnen und Patienten in der Regel ein bis fünf Tage stationär überwacht. Da es, wenn auch selten, zu Blutungen oder Schwellungen kommen kann, möchten wir mit dieser Überwachungszeit das Wohlbefinden und den adäquaten Heilungsverlauf gewährleisten.
Am Entlassungstag wird ein Teil der Tamponade aus dem Eingang des äußeren Gehörgangs entfernt. Sie sollten in der ersten Woche Ihre niedergelassene Hals-Nasen-Ohrenärztin oder Ihren HNO-Arzt aufsuchen, um die Wundkontrolle durchführen zu lassen. Denken Sie an den von uns mitgegebenen Entlassungsbrief, den Sie mit Ihrer Behandlerin oder Ihrem Behandler kurz besprechen.
Bei Arbeitsstellen mit gefährlichen Maschinen oder ohne festen Halt sollten Sie Vorsicht walten lassen. Seien Sie zu Beginn auch umsichtig mit Ihrem Alkoholkonsum. Rauchen ist erwiesenermaßen ein Risikofaktor für Wundheilungsstörungen nach Mittelohroperationen.
Wenn Hörgeschädigten gängige Hörsysteme nicht mehr ausreichen, jedoch noch eine ausreichende Funktion des Innenohres vorliegt, können wir Ihnen mit einem aktiven Mittelohrimplantat helfen. Die Verstärkung der Signale aus der Umgebung erfolgt dann direkt über die Mittelohrstrukturen und wird zum Innenohr weitergeleitet. Alternativ dazu besteht die Möglichkeit, die verstärkten Signale aus der Umgebung über Anker im Knochen weiterzuleiten, die so genannten Knochenleitungshörgeräte. Diese alternativen Hörsystemen kommen für mittelgradige Schwerhörigkeiten und für Hörgeschädigte mit Problemen im Gehörgang in Frage. Hierzu nutzen wir BAHA und OSIA von der Firma Cochlear, Bonebridge von der Firma MedEl und Sentio und Ponto von der Firma Oticon Medical. Sowohl die operativen Verfahren als auch der stationäre Aufenthalt entsprechen einem klassischen Mittelohreingriff
Wenn das gesamte oben aufgeführte Portfolio von Hörsystemen auch nicht mehr ausreichen oder schon von der Geburt an eine hochgradige Schwerhörigkeit bis hin zur Taubheit vorliegen sollte, können wir auch dann helfen. Die Cochlea Implantate sind sehr moderne Hörsysteme die eine elektrische Stimulation eines noch funktionstüchtigen Hörnervs ermöglichen. Mittels einer filigranen Elektrodenkette werden die elektrischen Signale im Innenohr appliziert und entsprechend der Tonhöhe wird der Hörnerv passend stimuliert. Um dadurch eine optimale Stimulation zu erzielen, erfolgt nach der Implantation eine individualisierte Rehabilitation mit anschließenden regelmäßigen Kontrollen, sowie zusätzliche Anpassungen je nach Bedarf.
Kontakt & Ansprechpersonen
Ohrchirurgie
Prof. Dr. med. Alessandro Bozzato