Bauchspeicheldrüsenchirurgie in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS

Im Schwerpunkt Bauchspeicheldrüsenchirurgie beschäftigen wir uns in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS mit der chirurgischen Behandlung von Erkrankungen rund um das Pankreas (Bauchspeicheldrüse). Hierbei kann es sich um akute oder chronische Entzündungen, gutartige oder bösartige Erkrankungen, Verletzungen, aber auch um pathologische Veränderungen handeln. Die Bauchspeicheldrüsenchirurgie ist ein komplexes langjähriges Fachgebiet, in dem wir eine hohe Expertise und jahrelange Erfahrung mitbringen. Dies wird durch die bestehende Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) als Kompetenzzentrum für chirurgische Erkrankungen des Pankreas bezeugt.

Was ist die Bauchspeicheldrüse?

Die Bauchspeicheldrüse (in der Fachsprache: das Pankreas) liegt im Oberbauch unterhalb beziehungsweise hinter dem Magen und vor der Wirbelsäule. Die Form ähnelt einem langgezogenen Keil: Nach rechts liegt der voluminösere Kopfanteil, um welchen der Zwölffingerdarm herumläuft. Mittig und vor der Wirbelsäule liegt der Körper, nach links bis an die Milz heran reicht der auslaufende Schwanz der Bauchspeicheldrüse.

Das Pankreas besitzt als Drüse zwei Aufgaben

  1. Die Bildung von Verdauungssäften (Enzyme)
    Diese werden über den Pankreashauptgang in zumeist gemeinsamer Mündung mit dem Hauptgallengang in den Zwölffingerdarm abgegeben. Damit die Enzyme die Bauchspeicheldrüse nicht selbst verdauen, liegen sie in einer inaktiven Form vor und werden erst im Zwölffingerdarm, dem ersten Teil des Dünndarmes, aktiviert.
  2. Die Regulierung des Blutzuckerhaushalts (Hormone)
    Hierzu werden in den sogenannten Langerhans'schen Inselzellen zwei Botenstoffe gebildet, welche eine gegenteilige Wirkung auf den Blutzucker haben. Während Insulin zu einer Senkung des Blutzuckers führt, kommt es durch Glukagon zu einem Anstieg des Blutzuckers. Die Inselzellen sind über das gesamte Pankreas verteilt, jedoch mit einer Betonung im Körper- und Schwanzbereich. Die Hormone werden direkt in das Blut abgegeben.

Über zwei wichtige Erkrankungsformen der Bauchspeicheldrüse werden wir Sie nachfolgend aufklären.

Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)

Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sind selten und werden in zwei Verlaufsformen unterschieden:

  • akute Verlaufsform
  • chronische Verlaufsform
Akute Pankreatitis

Eine akute Pankreatitis tritt plötzlich auf und kann sich zu einer ernsten, lebensbedrohlichen Krankheit entwickeln. Die meisten Patientinnen und Patienten erholen sich allerdings zügig von einer akuten Pankreatitis. Weitere Erkrankungsschübe sind jedoch möglich. Alkoholmissbrauch und abgegangene Gallenblasensteine stellen die zwei häufigsten Ursachen für eine akute Pankreatitis dar. Eine akute Pankreatitis macht sich anfangs durch Schmerzen im mittigen Oberbauch bemerkbar, welche zumeist nach einigen Tagen abklingen. Sie sind oft sehr heftig und können auch vom Bauch in die Flanken und in den Rücken ausstrahlen. Das Schmerzgefühl kommt plötzlich und intensiv oder aber beginnt zunächst leicht, was sich nach Einnahme von Nahrung verschlimmert. Der Bauch kann geschwollen und sehr empfindlich sein. Patientinnen und Patienten mit einer akuten Pankreatitis fühlen sich sehr krank.
 

Mögliche Komplikationen bei akuter Pankreatitis

Etwa 20 Prozent der akuten Pankreatitis-Fälle sind als ernst anzusehen. Ein Schaden an der Bauchspeicheldrüse entsteht dadurch, dass die Verdauungsenzyme ihre eigenen Zellen attackieren. In schweren Fällen kommt es zu Blutungen, ernsten Gewebeschäden, Infektionen und Sekret-Ansammlungen. Darüber hinaus können die Verdauungsenzyme vermehrt in den Blutstrom eintreten. Auf diese Weise werden unter Umständen die Lungen, das Herz, die Nieren und alle anderen Organe bis zum Versagen geschädigt. In den schlimmsten Fällen kann eine akute Pankreatitis zu einem Schock und manchmal zum Tode führen.
 

Behandlung der akuten Pankreatitis

Die Behandlung einer akuten Pankreatitis hängt von der Schwere der Entzündung ab. Bei leichten Fällen dürfen die Patientinnen und Patienten für wenige Tage nichts essen und bekommen gegebenenfalls Flüssigkeiten und Schmerzmittel über eine Vene verabreicht. Bei schweren Fällen ist eine stationäre Behandlung sinnvoll, welche bei schwersten Fällen bis zur intensivmedizinischen Behandlung einschließlich Organersatzverfahren wie Dialyse und künstlicher Beatmung gehen kann. Wenn der Hauptgallengang durch einen Gallenstein blockiert ist, so muss dieser mittels einer sogenannten endoskopischen retrograden Cholangiopankreatikografie (ERCP) entfernt werden.

Zur Verhinderung einer erneuten akuten Pankreatitis sollte bei Betroffenen auch immer die Gallenblase entfernt werden, was wir in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS durchführen. Bei schwerwiegenden Komplikationen wie einer bakteriellen Infektion, der Bildung von Zysten oder dem Auftreten von Blutungen kann auch eine Operation erforderlich werden, um zum Beispiel abgestorbenes Gewebe zu entfernen oder Zysten zu entleeren.

 

Chronische Pankreatitis

Eine chronische Pankreatitis entsteht, wenn die Bauchspeicheldrüse nach dem Auftreten einer akuten Entzündung unterschiedlicher Schwere weiter geschädigt wird. Dieses tritt beispielsweise bei fortgesetztem Alkoholkonsum auf. Eine chronische Pankreatitis entwickelt sich daher häufig aus einer akuten Entzündungen heraus. Eine chronische Pankreatitis verursacht unterschiedlich starke Schmerzen. Diese Schmerzen können anhaltend und sehr beeinträchtigend sein. Darüber hinaus führt eine chronische Pankreatitis zu einer Verminderung der Bauchspeicheldrüsenfunktion, wodurch eine Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sowie Verdauungsstörungen mit Gewichtsverlust trotz unveränderten Ernährungsgewohnheiten eintreten können.

 

Behandlung der chronischen Pankreatitis

An erster Stelle in der Behandlung steht eine Umstellung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten sowie eine Behandlung mit Schmerzmitteln. Durch die Gabe von Pankreas-Enzymen zur Nahrung lässt sich die Verdauung und damit die Aufnahme von Eiweißen (Proteinen) und Fetten verbessern. So kommt es dann zu einer Gewichtszunahme. Auch eine Einstellung des Blutzuckers mit Insulin wird angedacht. In einigen Fällen einer chronischen Pankreatitis mit ausgeprägter Schmerzsymptomatik hilft auch eine Operation, um die Schmerzen zu lindern, indem ein gestauter Pankreasgang oder Pankreaszysten entlastet werden. In fortgeschritteneren Stadien einer chronischen Pankreatitis, wenn ein Diabetes mellitus oder eine Mangelernährung auftreten, sind auch Blut-, Urin- und Stuhltests hilfreich.

Pankreastumore

Insgesamt sind Tumore im Bereich der Bauchspeicheldrüse selten, aber dann in vielen Fällen bösartig. Mit Abstand am häufigsten sind die von den Gängen der Bauchspeicheldrüse ausgehenden sogenannten duktalen Adenokarzinome. Pankreaskarzinome treten häufig bei Patientinnen und Patienten jenseits des 60. Lebensjahres auf. Die meisten entwickeln ein Karzinom des Pankreas ohne ersichtlichen Grund. Allerdings erhöhen bestimmte Risikofaktoren wie das Lebensalter, genetische Faktoren sowie Lebensgewohnheiten wie Rauchen und fettreiche Ernährung die Wahrscheinlichkeit. Die frühen Symptome eines Pankreaskarzinoms sind unspezifisch wie Bauch- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit und Gewichtsverlust. Wenn der Tumor im sogenannten Kopf der Bauchspeicheldrüse gelegen ist, kann er relativ frühzeitig mit einem Verschluss der Gallenwege mit anschließender Gelbsucht (Ikterus) auffallen. Die häufig späte Diagnosestellung, das relativ schnelle Wachstum und die frühzeitige Ausbildung von Töchtergeschwülsten (Metastasen) dieser Karzinome erklären, dass bei vielen betroffenen keine Heilung erzielt werden kann. Lediglich in einem frühen Stadium besteht durch eine Operation mit Entfernung des Karzinoms eine Heilungschance.

 

Diagnostik eines Pankreaskarzinoms

An erster Stelle stehen zunächst eine Ultraschalluntersuchung des Bauchs sowie Labortests einschließlich der Bestimmung von Tumormarkern. Die Tumorausdehnung in der und um die Bauchspeicheldrüse herum wird zumeist mittels Computertomografie bestimmt. Alternativ kann auch eine Kernspintomografie durchgeführt werden. Zur genaueren Beurteilung der örtlichen Tumorausdehnung kann eine Ultraschalluntersuchung von innen (Endosonographie) und eine Darstellung des Pankreasgangs mit Kontrastmittel (ERCP) ergänzt werden.

 

Therapie eines Pankreaskarzinoms

Die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit einem Pankreaskarzinom richtet sich nach einer Reihe von verschiedenen Faktoren. Neben der Lokalisation des Tumors in der Bauchspeicheldrüse sind vor allem die Ausdehnung des Tumors und das Vorhandensein von Metastasen wichtige Entscheidungsgrundlagen. Darüber hinaus spielen der Allgemein- und Ernährungszustand der Patientinnen und Patienten sowie Begleiterkrankungen eine Rolle.

Wann immer eine vollständige Entfernung des Tumors möglich erscheint, ist diese anzustreben. Je nach Lage des Tumors kommen hier eine Entfernung des linken Pankreasanteils oder des Pankreaskopfanteils in Frage. Gerade bei rechtsseitigen Tumoren sind der Galleabfluss und die Nahrungspassage gefährdet, sodass hier bei einem nicht zu entfernenden Tumor unter Umständen auch Umgehungsoperationen (Bypässe) oder die endoskopische Einlage eines Stents (eine innere Drainage zum Offenhalten des Gallengangs) sinnvoll sind.

In Kombination mit einer Operation oder bei fortgeschrittenen Stadien kann auch eine Chemotherapie, eventuell mit paralleler Strahlentherapie, durchgeführt werden. Welche Behandlung für den einzelnen Fall die richtige ist, hängt – wie oben dargestellt – von mehreren Faktoren ab. Ein ausführliches Gespräch mit einer Spezialistin oder einem Spezialisten aus unserer Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS ist in dem Zusammenhang besonders wichtig.