Schwerpunkt Dickdarm und Mastdarm in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS

Wenn es um die Diagnose, Behandlung und operative Versorgung von Erkrankungen und Verletzungen des Dickdarms und des Mastdarms geht, sind wir in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS ihr erster Ansprechpartner. Diese wichtigen Organe sind maßgeblich für die Verarbeitung und Ausscheidung von Nahrungsmitteln verantwortlich. Erkrankungen wie Morbus Crohn , Colitis ulcerosa  oder ein diagnostizierter Darmkrebs haben erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität. wir sind in der Lage, mit höchster fachlicher Expertise und modernsten Verfahren eine Entfernung des erkrankten Gewebes und von Teilen des Darms durchzuführen. Hierbei greifen wir im Allgemeinen auf minimalinvasive und endoskopische Methoden zurück.

Der Dickdarm (Kolon) gliedert sich in die Abschnitte

  • Blinddarm (Zäkum) mit Wurmfortsatz (Appendix, meist fälschlicherweise als Blinddarm bezeichnet)
  • Aufsteigender Dickdarm (Kolon aszendens)
  • Querverlaufender Dickdarm (Kolon transversum)
  • Absteigender Dickdarm (Kolon deszendens)
  • S-förmiger Darm (Sigma oder Kolon sigmoideum)
  • Mastdarm (Rektum)

Gut zu wissen: In der Medizin wird zwischen Dickdarm und Mastdarm unterschieden, da Tumore des Mastdarms etwas anders als Tumore des Dickdarms behandelt werden.

Welche Erkrankungen des Dick- und Mastdarms müssen operativ behandelt werden?

Es gibt eine Reihe von Erkrankungen des Dick- und Mastdarms, bei denen eine Operation ausschließlich bzw. effektiver Linderung verschaffen oder die Gesundheit wiederherstellen kann.

  • Wurmfortsatzentzündung oder Blinddarmentzündung, als chirurgische Ursache akuter Bauchschmerzen
  • Darmverschluss des Dickdarms
  • Darmdurchbruch z.B. bei Divertikelkrankheit (Divertikulose), als Bildung von kleinen Ausstülpungen oder Taschen (Divertikel) in der Wand des Verdauungstrakts, oder aber auch bei akutem Darmverschluss, bzw. aus anderen Gründen.
  • Schwere entzündliche Darmerkrankungen durch Bakterien, bei Divertikelkrankheit (Divertikulose) oder bei chronischen Entzündungen wie M. Crohn oder Colitis ulzerosa
  • Akute Durchblutungsstörungen des Dickdarms
  • Dickdarmtumore, meist bösartig, als zweithäufigster Tumor in Deutschland, wobei circa 10 Prozent der bösartigen Tumore durch eine genetische Prädisposition vererbt werden können. Hier können dann auch junge Patientinnen und Patienten betroffen sein.

Welche operativen Therapien stehen bei Dickdarm- und Mastdarmerkrankungen zur Verfügung?

Abhängig von der Art der Erkrankung, aber vor allem der individuellen Diagnose greifen wir in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS auf fortschrittliche Methoden zurück, die sich am aktuellen Stand der Wissenschaft orientieren. Im Mittelpunkt steht eine maßgeschneiderte Therapieplanung in enger Zusammenarbeit mit der Patientin oder dem Patienten ebenso wie mit anderen Fachabteilungen aus unserem Haus. Nachfolgend finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten operativen Behandlungswege, die wir im Schwerpunktbereich anbieten.

Akute Appendizitis

Wann immer möglich, streben wir die Entfernung des Wurmfortsatzes, auch als Appendektomie bekannt, über die Schlüssellochmethode (laparoskopische Appendektomie) an. Dies hat mehrere Vorteile: Zunächst benötigt die Patientin oder der Patient hierzu nur drei kleine Schnitte: einen unterhalb des Nabels und jeweils einen im rechten und linken Unterbauch. Durch den Zugang kommt es zu keiner kosmetischen Beeinträchtigung. Zudem führt der kleine Zugang auch zu geringeren postoperativen Schmerzen und zu einer schnelleren Genesung, sodass die Station in der Regel schon am dritten Tag nach der OP verlassen werden kann.

Ein weiterer wichtiger Vorteil ist aber auch, dass bei der laparoskopischen Appendektomie die anderen Bauchorgane mit beurteilt werden können. Denn nicht immer gelingt die Diagnose einer akuten Appendizitis auch eindeutig. Bei Frauen ist häufig keine eindeutige Abgrenzung zu einer Eileiterentzündung möglich. Liegt bereits eine fortgeschrittene Blinddarmentzündung mit Durchbruch und Bauchfellentzündung vor, steigen wir auf die Eröffnung der Bauchhöhle über einen mittleren Unterbauchschnitt um. In diesen, wenigen Fällen haben wir die beste Möglichkeit, das entzündete Gewebe im Gesunden zu entfernen und den Eiter in der Bauchhöhle auszuspülen.

Darmresektion bei Divertikelkrankheit (Divertikulose)

Ausstülpungen oder Divertikel der Dickdarmschleimhaut sind ein häufiger Befund, vor allem bei älteren Menschen. Die Ausstülpungen können vollkommen beschwerdefrei bleiben, aber auch bluten, durchbrechen oder bei langwierigen Entzündungen zu einer Einengung des Darms führen.

Eine Operation wird immer dann durchgeführt, wenn die Divertikel Probleme bereiten, also immer wieder zu Entzündungen führen oder andere Komplikationen nach sich ziehen. Eine dieser Komplikationen kann derDurchbruch eines Divertikels mit Austreten von Stuhl in die Bauchhöhle sein, hier wird eine unmittelbare Notfalloperation notwendig.

Registerstudien aus Skandinavien haben glücklicherweise gezeigt, dass die Gefahr eines Divertikelduchbruchs mit jedem Entzündungsschub sinkt. Mit der Anzahl der Enzündungen steigt jedoch die Gefahr Narbigen Verheilungsspozessen, sogenannten. Wenn sich diese Situation anbahnt, sollte durch rechtzeitige Entfernung des divertikeltragenden Darmabschnitts einer Stenoseproblematik vorgebeugt werden. Ist die Entzündung noch nicht zu weit fortgeschritten, können wir diese Operation relativ schonend über die Schlüssellochmethode durchführen.

Darmresektion bei Darmkrebs

Darmkrebs wird durch eine Dickdarmspiegelung mit Biopsieentnahme diagnostiziert. Liegt dieser vor, müssen wir in den meisten Fällen eine Operation durchführen. Entweder in der Absicht, den Tumor radikal zu entfernen, oder aber, bei bereits fortgeschrittenen Tumoren, um einen akuten Darmverschluss zu verhindern.

Bei radikalen Operationen wird nicht nur der tumortragende Dickdarmabschnitt, sondern auch das gesamte Lymphknotenabflussgebiet mit entfernt. Dies hat, je nach Lokalisation des Tumors  in der Regel die Entfernung von etwa einem drittel des gesamten Dickdarms zur Folge, was die Patientin oder den Patienten aber bezüglich der Dickdarmfunktion wenig beeinträchtigt.

Ziel der Radikaloperation ist nicht nur die Entfernung des Darmkrebses, sondern auch die Vorbeugung von Metastasen, die in der Regel die Leber befallen. Hierzu ist manchmal auch nach der Operation eine vorbeugende und im allgemeinen gut verträgliche Chemotherapie notwendig. Sind bereits Lebermetastasen aufgetreten, wird entweder im Rahmen der gleichen Operation oder einige Wochen später versucht, diese zu entfernen.

Die Entfernung von Lebermetastasen bei Dickdarmkrebs hat ermutigende Ergebnisse und sollte, wenn immer möglich, durchgeführt werden. Ist die ganze Leber von Metastasen befallen, kann durch eine sogenannte palliative Chemotherapie oder durch lokale Tumorzerstörung mittels Verkochen oder Erfrieren durch eine Sonde Linderung erzielt werden. Aber auch Methoden wie z.B. die lokale transartierielle Chemoembolisation kann zum Gesmattherapiekonzept erfolgreich beitragen.

Da die Schlüssellochchirurgie in den letzten Jahren bewiesen hat, dass sie mindestens gleichwertig zur offenen Chirurgie ist, in Teilbereichen sogar besser, ist es auch bei uns in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS Standard Darmkrebsoperationen in minimalinvasiver Technik anzubieten. In den Einzelfällen, in welchen schweren Kontraindikationen dies nicht möglich machen, bieten wir selbstverständlich auch die altbewärte Methodik in hoher Qualität an.

Mastdarmkrebsoperation

Die Behandlung des Mastdarmkrebses hat mehrere Besonderheiten. Die spezielle Anatomie des Rektums mit seiner Lage im kleinen Becken ist herausvordernd für jeden kolorektalen Chirurgen. Es hat sich gezeigt, dass eine Vorbehandlung des Rektumkarzinoms, je nach Stadium, in kombination mit einer Operation eine deutlich bessere Überlebenskurve zeigt als die Einzelnen Therapien für sich allein.

Aus diesem Grund wird in unserer Abteilung in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS bei bestimmten Stadien des Mastdarmkrebses eine kombinierte Strahlen- oder Chemotherapie, die gut verträglich ist, der Operation vorgeschaltet.

Hierdurch kann die Rate an wiederauftretenden Tumoren nach einer Operation weiter gesenkt werden. Um zu entscheiden, ob diese durchgeführt werden muss, führen wir in unserer Abteilung eine spezielle Ultraschalluntersuchung der Darmwand durch. Wird eine Strahlen- oder Chemotherapie durchgeführt, welche etwa drei Monate dauert, warten wir noch ca. vier  bis sechs Wochen bis zur Operation um dies Wirkung der einzelnen Therapiekomponenten voll auszunutzen.
 

Prinzipiell stehen für die Behandlung des Mastdarmkrebses drei Operationsverfahren zur Verfügung:

Transanal endoskopische Mikrochirurgie (TEM)
TEM wird nur an wenigen Krankenhäusern angeboten, da es hierzu spezieller Geräte und besonderer Erfahrung des Operateurs bedarf. Bei der Operation wird kein Bauchschnitt durchgeführt, sondern der Tumor über die Öffnung des Anus in Narkose unter Einsatz eines OP-Mikroskops ausgeschnitten. Diese Behandlungsform ist jedoch nur bei Tumoren in einem sehr frühen Stadium und bestimmter sonstiger Kriterien im Gewebsbefund möglich. Der große Vorteil ist, dass es nur wenig beeinträchtigend für die Patientin oder den Patienten ist. Wichtig bei der TEM zu wissen ist, dass bei dieser Operation keine Lymphknoten entfernt werden und in einem ganz geringen Prozentsatz, etwa 3 Prozent, Lymphknotenmetastasen übersehen werden können. Es ist deshalb alle drei bis sechs Monate eine Nachkontrolle notwendig.

Entfernung des Mastdarms Minimalinvasiv oder aber in Außnahmefällen über einen Bauchschnitt mit vorübergehender Anlage eines künstlichen Ausgangs (tiefe anteriore Resektion)
Bei dieser Operation wird der tumortragende Abschnitt des Mastdarms mit ausreichendem Sicherheitsabstand von 1 bis 2 cm und Anteilen des S-förmigen Darms und des absteigenden Dickdarms mitsamt des Lymphknoten-Abstromgebiets entfernt. Die Darmenden werden im Anschluss wieder zusammengenäht. Nachdem diese Naht in circa 10 Prozent der Fälle undicht werden kann, schalten wir, zum Schutz vor den Folgen dieser Undichtigkeit, einen sogenannten doppelläufigen Dünndarmausgang vor. Dieser Ausgang wird nach sechs Wochen, wenn wir sichergehen können, dass die Naht problemlos verheilt ist, in einer kleineren Operation ohne großen Bauchschnitt wieder zurückverlagert. Der künstliche Darmausgang ist also nur vorübergehend. Der Krankenhausaufenthalt hierfür beträgt eine Woche.

Entfernung des Mastdarmes und des Anus mit dauerhaftem künstlichem Ausgang (abdomino-perineale Rektumexstirpation)
Beim letzten Verfahren wird der Mastdarm vom Bauch aus und der Anus von außen ausgeschnitten. Wir legen einen Darmausgang an, der nicht mehr zurückverlegt werden kann. Diese Operation ist nur bei sehr tief sitzenden Tumoren notwendig, die den Schließmuskel befallen.

Entfernung des gesamten Dickdarms

Die Entfernung des gesamten Dickdarmes ist dann notwendig, wenn entweder durch schwerste Entzündungen oder Durchblutungsstörungen die Darmwand stark geschädigt ist oder eine Darmkrebserkrankung mit genetischer Ursache vorliegt.

Beim Letzteren würde ein Zurückbelassen von Anteilen des Dickdarms ein zu hohes Risiko für die Entwicklung eines weiteren Darmkrebses mit sich bringen. Ein Sonderfall liegt bei Patientinnen und Patienten mit Colitis ulzerosa vor. Diese Erkrankung zählt wie der M. Crohn zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, deren Ursache nicht genau geklärt ist.

Im Gegensatz zum M. Crohn befällt die Colitis ulzerosa aber nur den Dickdarm, das heißt, diese Erkrankung ist durch die komplette Entfernung der Dickdarmschleimhaut potenziell heilbar. Zudem hat die Colitis ulzerosa ein nicht zu vernachlässigendes Risiko für das Auftreten von Darmkrebs bereits in sehr jungen Lebensjahren. Die Notwendigkeit der Entfernung des Dickdarms bei Colitis ulzerosa besteht, wenn auch nach konsequenter Medikamenteneinnahme über Jahre die Krankheit nicht zu beherrschen ist und ernsthafte Nebenwirkungen der Therapie zu befürchten sind. Bei langem Verlauf und beginnenden Veränderungen der Darmschleimhaut empfehlen wir die Entfernung des Dickdarms zur Vorbeugung von Darmkrebs.

Die Entfernung des Dickdarms hat zur Folge, dass ein endständiger Dünndarmausgang angelegt wird. Nachdem der Dickdarm die Funktion hat, den Speisebrei einzudicken, verliert der Körper nach Entfernung des Dickdarms vermehrt Wasser über den Stuhl. Dies muss durch vermehrtes Trinken kompensiert werden. In bestimmten Fällen belassen wir den letzten Abschnitt des Mastdarms und Vernähen den Dünndarm mit dem Mastdarmrest, um einen künstlichen Ausgang zu vermeiden, diese Operationen werden in verschiedenen Teilabschnitten durchgeführt. Es kann hierbei zu nicht zu beherrschenden Durchfällen kommen, viele Patienten sind jedoch mit einem sogenannten J-Pouch sehr zufrieden und kommen im Alltag gut zurecht.

Dr. med. Antje Schulz,MHBA

Facharzt für Allgemeinchirurgie, Facharzt für Viszeralchirurgie, Zusatzbezeichnung Spezielle Viszeralchirurgie