Leberchirurgie in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS

Im Schwerpunkt Leberchirurgie fokussieren wir uns in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS auf die Diagnose, operative Behandlung und Nachsorge von Lebertumoren.

Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ, das eine Vielzahl von Aufgaben übernimmt. Darunter die Entgiftung des Blutes, die Speicherung von Nährstoffen und die Produktion von Proteinen. Aufgrund der Komplexität erfordern chirurgische Maßnahmen, wie die Entfernung eines Teils der Leber oder die Zerstörung von Tumorzellen mit Hitze, ein hohes Maß an Spezialisierung, wie wir es Ihnen am UKS bieten.

In interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Chirurginnen und Chirurgen, Gastroenterologen, Onkologinnen und Onkologen, Radiologinnen und Radiologen sowie weiteren Spezialistinnen und Spezialisten sind wir in der Lage, individuelle Behandlungspläne zu erstellen, um die bestmöglichen Ergebnisse für unsere Patientinnen und Patienten zu erzielen.

Wie wird ein Lebertumor in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS diagnostiziert?

Durch die breite Verwendung des unbedenklich anzuwendenden Ultraschalls werden häufig „Knoten“ in der Leber entdeckt. Der Ultraschallbefund wird dann durch eine Schichtaufnahme, entweder mittels Computertomografie mit Röntgenstrahlen oder Kernspintomografie mit starken Magnetfeldern, ergänzt und die Gegebenheiten genauer untersucht. Keineswegs muss es sich bei einem solchen „Knoten“ in der Leber um Krebs handeln. Wenn es sich aber um einen bösartigen Tumor handelt, stecken dahinter relativ häufig Lebermetastasen, also Absiedelungen eines an anderer Stelle gelegenen Tumors wie Dickdarmkrebs, Magenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Brustkrebs oder Hautkrebs. Leberkrebs, der primär in der Leber selbst entstanden ist, ist seltener die Ursache. Auch ausgedehnte Befunde mit mehreren Knoten in der Leber sind jedoch in vielen Fällen gut behandelbar.

Behandlung von gutartigen und bösartigen Lebertumoren

Lebertumore lassen sich in zwei grundlegende Kategorien unterteilen: gutartige und bösartige Tumore. Gutartige Tumore sind in der Regel nicht lebensbedrohlich und wachsen nicht oder nur langsam, ohne in benachbarte Gewebe einzudringen oder Metastasen zu bilden. Im Gegensatz dazu sind bösartige Lebertumore aggressiv, können schnell wachsen, umliegendes Gewebe schädigen und sich auf andere Körperteile ausbreiten.

Gutartige Lebertumore

Hämangiom
Ein Hämangiom oder Blutschwämmchen ist der häufigste Tumor in der Leber. Er geht meist ohne jegliche Beschwerden einher und ist harmlos. Seltene Riesenhämangiome können auf den Darm oder den Gallengang drücken und platzen. Deshalb sollten große Hämangiome operativ entfernt werden.

Fokal noduläre Hyperplasie
Sie tritt gehäuft bei Frauen auf, oft in Zusammenhang mit der Einnahme der Pille, meist aber ohne jegliche Beschwerden und bilden sich im Verlauf häufig zurück.

Adenome
Sie treten gehäuft bei der Einnahme der Pille, von Kortison, bei Diabetes mellitus oder im Rahmen der Schwangerschaft auf. Adenome verursachen ab einer bestimmten Größe häufig Beschwerden, haben ein hohes Risiko des Einreißens (Ruptur) und können auch zu Leberkrebs entarten. Sie sollten deshalb kontrolliert oder, wenn nötig, operiert werden.

Zyste
Eine Leberzyste ist eine angeborene Fehlbildung eines Gallengangs, dem ein Anschluss an die ableitenden Gallenwege fehlt. Meist bleibt sie ohne jegliche Beschwerden und ist harmlos.

Zystadenom
Dies ist ein seltener Befund, meist mit Beschwerden einhergehend sowie der Gefahr der Entartung.

Leberabszesse
Diese Eiteransammlungen in der Leber entstehen meist bei aufsteigenden Infekten über die Gallenwege, aber auch über die Pfortader. Mehrheitlich muss nicht operiert werden, sondern es gelingt, den Abszess durch Einlage einer Drainage und Gabe von Antibiotika zu behandeln.

Echinokokkus-Zyste
Echinokokkus-Zysten sind parasitäre Erkrankungen durch Hundebandwurm (Echinokokkus granulosus) oder Fuchsbandwurm (E. multilocularis). Zusätzlich zu einer medikamentösen Therapie muss die parasitäre Zyste operativ entfernt werden.

Bösartige Lebertumore

Lebermetastasen
Das sind Tochtergeschwulste bösartiger Tumore an anderer Stelle im Körper.

Hepatozelluläres Karzinom
Das hepatozelluläre Karzinom, kurz HCC, auch Leberzellkarzinom ist das häufigste Karzinom weltweit. Hauptrisikofaktor ist eine Leberzirrhose, die durch Hepatitis B und C entstanden ist.

Cholangiozelluläres Karzinom
Das Gallengangskarzinom geht von den Gallengängen der Leber aus. Risikofaktoren sind eine Colitis ulcerosa (chronisch-entzündliche Darmerkrankung) oder auch eine primär sklerosierende Cholangitis (seltene chronische Entzündung der Gallengänge)

Seltene bösartige Lebertumoren
Sarkom (vom Weichgewebe ausgehender Tumor), Hämangiosarkom (von Blutgefäßzellen ausgehend), Hepatoblastom (vor allem bei Kindern auftretend), Zystadenokarzinom (seltener Tumor, der sich aus einem gutartigen Zystadenom entwickelt)

Leberresektionen

Leberresektion bedeutet Teilentfernung der Leber. Sie gehört zu den hochpräzisen chirurgischen Techniken, die wir nach entsprechender Diagnose in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS durchführen. Hierbei entfernen wir das erkrankte Gewebe bei gleichzeitigem Erhalt von so viel gesunder Leber wie möglich. In bestimmten Stadien des Lebertumors können wir mit maßgeschneiderten Ansätzen, die unter anderem von der Größe und Lage des Tumors bestimmt werden, eine vollständige Genesung der Leber erzielen.

Wie gehen wir bei einer Leberresektionen vor?

Die Leber nimmt unter den restlichen Organen des menschlichen Organismus eine Sonderstellung ein: Sie ist das einzige Organ, das nach einer teilweisen Entfernung wieder nachwächst, sofern sie nicht anderweitig geschädigt ist.

Eine Zirrhoseleber (narbiger Umbau der Leber) oder eine Fettleber (krankhafte Fetteinlagerung) wachsen kaum bis wenig ausgeprägt nach und lassen auch keine ausgedehnte Resektion zu. Eine vollkommen gesunde Leber hingegen toleriert eine Resektion von über 70 Prozent des Lebergewebes.

Bevor eine Operation an der Leber geplant werden kann, muss sich zunächst die Chirurgin oder der Chirurg ein Bild von der Leberreserve verschaffen. In unserer Abteilung nimmt die Risikoabschätzung (Risikoevaluation) vor einer Operation einen großen Stellenwert ein. Neben herkömmlichen Laborwerten zur Beurteilung der Leberfunktion setzen wir unter Umständen spezielle Untersuchungsverfahren ein, die uns ein relativ genaues Bild über die Funktionsreserve erbringen.

Zur Frage, ob ungünstig gelegene Tumore entfernt werden können, wird während der Operation ein Ultraschall der Leber durchgeführt. Diese Untersuchung ist das genaueste Untersuchungsverfahren, das es heute zur Lokalisation von Lebertumoren gibt. Um an einem so gut durchbluteten Organ wie der Leber operieren zu können, bedient man sich zweier Prinzipien: Zunächst wissen wir heute sehr genau über die Leberanatomie Bescheid. Demnach kann man die Leber in acht Segmente einteilen, von denen jedes Segment über eine eigene Leberarterie, eine Lebervene und einen Pfortaderast verfügt.

Bei größeren Leberteilentfernungen unterbinden wir zunächst die Blutzufuhr in die entsprechenden Lebersegmente, die entfernt werden sollen. Damit werden diese Bezirke weniger durchblutet und verfärben sich bläulich. Für die Chirurgin oder den Chirurgen hat dies zwei Vorteile: Zum einen zeigt es, wo die Grenze eines Segments genau verläuft, also wo sie oder er genau schneiden muss. Zum anderen wird es bei der Leberresektion weniger bluten.

Ein zweites wichtiges Prinzip ist die Durchtrennung des Lebergewebes mit Geräten, die das Lebergewebe derart durchtrennen, ohne dass Blutgefäße durchgeschnitten werden. Unserer Abteilung in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS steht hierzu ein Gerät mit Ultraschall zur Verfügung. Die bei der Durchtrennung des Lebergewebes übrigbleibenden Blutgefäße können dann gezielt, durch eine Naht oder einen Metallclip, versorgt werden. Schließlich kleben wir wenn nötig gegen Ende der Operation ein blutgerinnungsförderndes Schwämmchen auf die Schnittfläche und legen Drainagen ein. Im Anschluss an die Operation werden Patientinnen und Patienten mit größeren Leberresektionen in der ersten kritischen Phase routinemäßig auf der Überwachungsstation nachbetreut.

Heutzutage können Leberresektionen auch minimal-invasiv, also laparoskopisch durchgeführt werden. Dies ist abhängig von der Größe und Lage der zu entfernenden Tumoren. Gelegentlich werden auch 2 Operationen in kurzer Abfolge empfohlen, um vollständige Tumorfreiheit in der Leber zu erreichen. Sämtliche verschiedene Operationstechniken werden in unserer für Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS durchgeführt und von der Fachgesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zertifiziert.

Mehr Infos finden Sie unter

Lebertransplantationen

Kontakt & Ansprechpartner

Dr. med. Gereon Gäbelein

Leitender Oberarzt
Facharzt für Chirurgie, Facharzt für Thoraxchirurgie, Facharzt für Gefäßchirurgie, Facharzt für Viszeralchirurgie, Zusatzbezeichnung Spezielle Viszeralchirurgie