Lebertransplantationen in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS

Eine Lebertransplantation ist ein sehr anspruchsvoller Eingriff, der an spezielle Transplantationszentren gebunden ist. Unsere Abteilung in der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie am UKS ist eines von 24 deutschen Lebertransplantationszentren. Uns zeichnet auf diesem hochspezialisierten Feld der Medizin eine jahrelange Erfahrung und Expertise aus. Der Ersatz einer kranken oder versagenden Leber durch eine gesunde Spenderleber kommt immer dann in Betracht, wenn andere Behandlungsmethoden nicht ausreichend sind. Um eine Lebertransplantation erfolgreich durchzuführen, arbeiten die ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller beteiligten Fachabteilungen eng zusammen. Hierzu zählen die Chirurgie, Hepatologie, Anästhesiologie, Radiologie und viele weitere Spezialisten anderer Fachabteilungen.

Welche Patientinnen und Patienten benötigen eine neue Leber?

Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ, für das es kein geeignetes Ersatzverfahren gibt, wie etwa für die Niere. Deshalb kommt im Endstadium einer Lebererkrankung generell nur noch eine Transplantation in Betracht.

Zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit schwerer Leberzirrhose bei unterschiedlichen Grunderkrankungen, wie Hepatitis oder einen Alkoholkonsum in der Vergangenheit kann eine Lebertransplantation durchgeführt werden. Ein ebenfalls recht häufiger Grund ist Leberkrebs, wobei hierbei der Tumor nicht zu weit fortgeschritten sein darf. Selten wird eine Lebertransplantation bei Stoffwechselerkrankungen oder Vergiftungen notwendig.

Wann ist der ideale Zeitpunkt für eine Lebertransplantation?

Der Mangel an Organspenderinnen und -spendern macht es nötig, den idealen Zeitpunkt für eine Transplantation zu bestimmen. Mittels verschiedener Formeln wird das Sterberisiko von Patientinnen und Patienten mit Lebererkrankungen berechnet. Hierfür fließen vor allem Laborwerte, aber auch das Vorliegen von Bauchwasser oder Störungen der Gehirnfunktion mit ein.

Ist die Prognose noch gut, ist eine Lebertransplantation nicht notwendig. Ist sie hingegen schlecht, bedarf es der Entscheidung unter ständiger Kontrolle auf die Warteliste gesetzt zu werden. Damit der richtige Zeitpunkt bestimmt wird, sollten sich Patientinnen und Patienten rechtzeitig mit dem Transplantationszentrum in Verbindung setzen und sich an die Ambulanzen anbinden. Nur so kann bei einer sich anbahnenden Verschlechterung der Lebererkrankung rechtzeitig die Initiative zur Aufnahme auf die Transplantationswarteliste erfolgen.

Wie läuft eine Lebertransplantation ab?

Für Deutschland erfolgt die Verteilung von Organen für die Transplantation über eine zentrale Stelle in Holland, bekannt unter dem Namen Eurotransplant. Dort liegt auch eine aktuelle Patientenwarteliste jedes Transplantationszentrums vor. Im Falle der Lebertransplantation erfolgt die Entnahme und die Transplantation häufig durch zwei verschiedene Teams.

Die Entnahme einer Spenderleber wird durch das Team des nächstgelegenen Transplantationszentrums durchgeführt. Dann erfolgt die Zuteilung durch Eurotransplant gemäß den Kriterien der Dringlichkeit und der Wartezeit. Die Spenderleber wird bei der Entnahme mit kalter Konservierungslösung ausgespült und ist somit mehrer Stunden haltbar. Die Standardtechnik bei der Lebertransplantation ist die vollständige Entnahme der erkrankten Leber und Implantation der Spenderleber an gleicher Stelle.

Mögliche Komplikationen nach einer Lebertransplantation

Frühphase (1.-5. Tag)

  • Hyperakute Abstoßung (bedingt durch bereits vorhandene Antikörper bei Blutgruppenunverträglichkeit, meist erneute Transplantation notwendig)
  • Verschluss der Leberarterie
  • Verschluss der Pfortader
  • Verschluss der Lebervenen oder der unteren Hohlvene
  • Primäres Transplantatversagen (Konservierungsschaden)

 

Tag 5-30 nach Transplantation

  • Akute Abstoßung: Akute Abstoßungsreaktionen nach Lebertransplantation sind in der Regel deutlich milder als bei anderen Organen. Trotzdem ist die lebenslange Einnahme von Medikamenten notwendig, die das körpereigene Abwehrsystem unterdrücken. Die Diagnose der akuten Abstoßung erfordert eine Leberpunktion und Untersuchung des entnommenen Lebergewebes unter dem Mikroskop. Hierbei findet man eine Entzündung in den Pfortaderästen, einen Untergang der Gallengänge und eine Entzündung der Gefäßwandzellen der Lebenvenen.
  • Galleleckage (Austreten von Gallenflüssigkeit aus den Gallenwegen)
  • Eingeschränkte Transplantatfunktion (Konservierungsschaden)

 

Nach Tag 30 postoperativ

  • Akute Abstoßung
  • Chronische Abstoßung (selten vor Monat 3, mehrheitlich nach Monat 6), oft schleichender Beginn mit ansteigenden Leberwerten. In der mikroskopischen Untersuchung des entnommenen Lebergewebes unter dem Mikroskop sieht man einen Verlust der kleinen Gallengänge.
  • Gallengangs-Vernarbungen und -Einengungen, zum Beispiel nach spät auftretenden Verschlüssen der Leberarterie (ischemic biliary type lesions)
  • Hepatitis (Leberentzündung) durch CMV-, EBV-, HSV- und Adenoviren
  • Wiederauftreten der Grunderkrankung, insbesondere bei der Hepatitis C. Die Hepatitis C tritt bei fast allen Patientinnen und Patienten auch nach Transplantation wieder auf und führt bei 30 Prozent zu schweren Störungen der Transplantatfunktion.
     

Wie sind die Langzeitergebnisse nach eine Lebertransplantation?

Die 1-Jahresüberlebensraten liegen heute bei 90 Prozent, die 5-Jahresüberlebensraten in Abhängigkeit zur Grunderkrankung weltweit zwischen 55 Prozent und 70 Prozent. Es wurden bereits Überlebenszeiten von weit mehr als 20 Jahren erzielt.

Kontakt & Ansprechpartner

Prof. Dr. med. Matthias Glanemann

Klinikdirektor
Facharzt für Chirurgie, Facharzt für Viszeralchirurgie, Zusatzbezeichnung Spezielle Viszeralchirurgie