Aortenklappe

Herzklappen erfüllen die Funktion von Ventilen, die den Blutfluss im Herzen nur in eine Richtung zulassen. Die Aortenklappe ist das Auslassventil des Herzens, denn sie sitzt am Übergang zwischen linker Herzkammer und Aorta, von wo aus das sauerstoffreiche Blut in den gesamten Körper gelangt.

Aortenklappenstenose

Die Aortenklappenstenose ist der häufigste Herzklappenfehler in Mitteleuropa. Durch degenerative Prozesse, meistens schwere Verkalkungen, aber auch aufgrund anderer Pathologien wie z. B. angeborener Fehlanalge der Aortenklappe (uni- oder bikuspide), kommt es zur Verengung der Klappe. Daraus resultiert eine Mehrbelastung der linken Herzkammer, denn sie muss das Blut gegen immer höheren Widerstand in den Körperkreislauf pumpen. Dieser Prozess schreitet unbehandelt bis zur Herzinsuffizienz fort, weshalb die schwere Aortenklappenstenose unbehandelt eine Prognose hat, die mit mancher Krebserkrankung vergleichbar ist. Symptome sind z. B. reduzierte körperliche Belastbarkeit, Luftnot bei Belastung, Engegefühl im Brustkorb oder auch Schwindel und Ohnmachtsanfälle, besonders bei körperlicher Anstrengung.

Aortenklappeninsuffizienz

Bei der Aortenklappeninsuffizienz kommt es durch einen ungenügenden Schluss der Klappe zum Rückstrom des Blutes aus der Hauptschlagader, der Aorta, in die linke Herzkammer. Diese wird dadurch mit zusätzlichem Volumen belastet, was das Herz bis zur Entwicklung einer Herzinsuffizienz schädigen kann. Die Gründe, die zur Entwicklung einer Aortenklappeninsuffizienz führen, sind sehr unterschiedlich. Degenerative Prozesse an der Klappe selbst, angeborene Anomalien der Aortenklappe (uni- oder bikuspide); genetische Erkrankungen (z.B. Marfan Syndrom) oder auch Erkrankungen der Aortenwurzel oder aufsteigenden Aorta können zur Klappeninsuffzienz führen. Symptome sind v. a. reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit, allgemeine Abgeschlagenheit oder Luftnot bei Belastung.

Chirurgische Behandlung von Aortenklappenerkrankungen

Aortenklappenerkrankungen, v. a. die Aortenklappenstenose, werden klassischer Weise mit einem Klappenersatz behandelt. Hier existieren prinzipiell zwei Varianten, die je nach Alter und Lebensumständen unserer Patientinnen und Patienten implantiert werden: Biologische Prothesen („Schweine- oder Rinderklappen“) benötigen nur eine kurzzeitige Blutgerinnungshemmung, zeigen aber einen altersabhängigen Verschleiß und sind damit in ihrer Haltbarkeit eingeschränkt. Sie werden deshalb eher bei älteren Patientinnen und Patienten verwendet. Mechanische Prothesen aus Carbon zeigen diesen Verschleiß nicht, benötigen allerdings eine lebenslange Blutgerinnungshemmung. Sie werden aufgrund ihrer Haltbarkeit, auch über Jahrzehnte, besonders bei jüngeren Patientinnen und Patienten eingesetzt.

In Homburg haben wir uns auf den minimalinvasiven Aortenklappenersatz spezialisiert und führen den isolierten Aortenklappenersatz standardmäßig ohne Eröffnung des Brustbeins durch. Dabei wird ein kleiner operativer Zugang (ca. 5cm) seitlich rechts am Brustkorb gewählt über den dann wie bei einer konventionellen Operation mit Eröffnung des Brustbeins die Klappe getauscht werden kann.

Bei der Aortenklappeninsuffizienz besteht als Alternative zum Ersatz die Möglichkeit der Aortenklappenrekonstruktion, d. h. die körpereigene Klappe wird erhalten und in ihrer Funktion wiederhergestellt. Unsere Klinik ist seit Jahrzehnten ein internationales Aushängeschild für diese hochspezialisierten Operationen und einige Techniken, die weltweit Anwendung finden, wurden hier entwickelt und kamen vielen Patientinnen und Patienten zugute. Wir sind sehr stolz und zufrieden, dass wir dem Großteil unserer Patient*innen mit Aortenklappeninsuffizienz eine Rekonstruktion anbieten können. Dies gilt sowohl für degenerative Klappenfehler, als auch bei Fehlanlagen der Aortenklappe oder Aneurysma der Aorta (Link). Im Vergleich zum Klappenersatz ist nach Aortenklappenrekonstruktion nur eine sehr niedrige und kurzfristige Blutgerinnungshemmung nötig und das Risiko von Komplikationen ist geringer.

Die Ross-Operation ist ein spezielles Verfahren zum Ersatz der Aortenklappe, egal ob bei Stenose oder Insuffizienz. Die körpereigene Lungenschlagaderklappe (Pulmonalklappe) ist der Aortenklappe sehr ähnlich. Sie wird im Rahmen der Operation entnommen und die Aortenklappe wird damit ersetzt. Als Ersatz für die Lungenschlagaderklappe wird eine menschliche Spenderklappe, ein sog. Homograft, verwendet. Im Anschluss an die Operation ist keine Blutgerinnungshemmung nötig.

Diese Operation wurde vom britischen Chirurgen Donald Ross entwickelt und wird besonders in den letzten zwei Jahrzehnten in spezialisierten Zentren vermehrt durchgeführt. Aktuelle Studien konnten eine exzellente Haltbarkeit, ein niedriges Komplikationsrisiko und v. a. eine Normalisierung der Lebenserwartung nach Ross-Operation zeigen, was nach konventionellem Klappenersatz nicht der Fall ist. Prinzipiell kann die Ross-Operation bei Patient*innen jeglichen Alters durchgeführt werden, aber insbesondere jüngere Patientinnen und Patienten profitieren von ihrer Prognose.

Wir sind stolz, dass unsere Klinik auf eine langjährige Erfahrung mit dieser Operation zurückblicken kann und wir unseren Patientinnen und Patienten diese Therapievariante anbieten können.

Haben Sie Fragen zur Aortenklappenchirurgie oder benötigen Sie eine individuelle Beratung? Zögern Sie bitte nicht, uns zu kontaktieren! Wir stehen sehr gerne zur Verfügung, ob zur Beratung oder Operationsplanung. Ihre Herzklappe ist bei uns in guten Händen!