Renale Denervation bei Bluthochdruck

Behandlung in der Innerem Medizin III am UKS (Kardiologie)

Was ist die renale Denervation?

Die renale Denervation ist ein modernes Verfahren zur Behandlung von Bluthochdruck. Dabei wird die Aktivität der sympathischen Nervenfasern, die die Nieren umgeben, reduziert. Diese Methode wurde bereits in den 1950er Jahren erforscht. Damals erfolgte jedoch eine operative Durchtrennung der Nervenfasern, was oft zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führte.

Moderne Technik mit besseren Ergebnissen

Seit 2010 gibt es eine minimal-invasive, kathetergestützte Methode zur renalen Denervation, auch bekannt als Ablation. Dabei werden die Stressnervenfasern der Niere gezielt verödet und damit deaktiviert. Diese Technik wird über einen Zugang in der Leiste oder am Handgelenk durchgeführt.

So funktioniert die renale Denervation

Ein Ablationskatheter wird unter Röntgenkontrolle in die Nierenarterien eingeführt. Über diesen Katheter wird dann Ablationsenergie (zum Beispiel Hochfrequenzstrom oder Ultraschall) abgegeben, um die Nervenfasern zu veröden. Dies reduziert die Aktivität des Stressnervensystems im Körper und senkt dadurch den Blutdruck. Der Eingriff dauert etwa 45 Minuten und wird an beiden Nierengefäßen durchgeführt.

Momentan stehen 6 CE-zertifizierte Kathetersysteme zur renalen Denervation zur Verfügung (Medtronic® Symplicity/Spyral, St Jude® EnligHTN, Vessix® The V2,  Terumo® Iberis, Cordis® Renlane und Recor® Paradies). 

Ablauf und Nachsorge

Während der Prozedur ist die Patientin oder der Patient wach und erhält eine örtliche Betäubung. Da die zu verödenden Nerven von Schmerzfasern begleitet werden, treten kurzzeitig Schmerzen auf, die jedoch durch eine Schmerzbehandlung gemildert werden. In der Regel kann das Krankenhaus bereits einen Tag nach dem Eingriff verlassen werden.

Nach dem Eingriff sind regelmäßige Nachuntersuchungen notwendig, normalerweise alle 3 bis 6 Monate im ersten Jahr. Dabei wird der Behandlungserfolg kontrolliert und die medikamentöse Bluthochdrucktherapie gegebenenfalls angepasst. Zudem werden die Nieren und Nierengefäße mittels Ultraschall untersucht, um sicherzustellen, dass keine Veränderungen durch die Behandlung entstanden sind.

Sicherheit und Risiken

Der Eingriff gilt als risikoarm und ist vergleichbar mit einer Herzkatheteruntersuchung.

Voraussetzungen für die renale Denervation

Interdisziplinäres Behandlungsverfahren am UKS

Die renale Denervation ist ein interdisziplinäres Behandlungsverfahren, das eine umfassende Abklärung erfordert. Diese Abklärung dient dazu, sekundäre Ursachen des Bluthochdrucks auszuschließen und das individuelle Risiko zu bewerten. Dabei ist die Vorstellung bei mehreren Spezialgebieten notwendig. Nicht jede Patientin und jeder Patient ist für die renale Denervation geeignet. Daher gibt es nationale und internationale Empfehlungen, nach denen Patientinnen und Patienten ausgewählt werden sollten.

Patientenkriterien für die renale Denervation
  • Therapieresistente Hypertonie: Anhaltend hoher Blutdruck trotz Einnahme von mindestens drei blutdrucksenkenden Medikamenten in geeigneter Dosierung und Kombination, einschließlich Diuretikum.
  • Ausschluss sekundärer Hypertonie-Ursachen: Es wurde sichergestellt, dass keine anderen medizinischen Gründe für den Bluthochdruck vorliegen.
  • Erhaltene Nierenfunktion: Eine geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) von über 45 ml/min/1,73 m².
  • Geeignete Nierenarterien-Anatomie: Keine relevanten Verengungen (Nierenarterienstenosen) und keine vorangegangenen Eingriffe an den Nierenarterien.
Interdisziplinäre Abklärung

Die koordinierte Abklärung dieser Kriterien kann beispielsweise bei einer Bluthochdruckspezialistin oder einem -spezialisten (Hypertensiologe) oder in einem spezialisierten Hypertonie-Zentrum erfolgen. Dabei erfolgt häufig die Vorstellung bei Fachärztinnen und Fachärzten für Kardiologie und Nephrologie, um eine gründliche Bluthochdruckdiagnostik durchzuführen. Kommt eine Patientin oder ein Patient für die renale Denervation in Frage, sollte der Eingriff in einem spezialisierten Zentrum mit ausreichender Erfahrung durchgeführt werden.

Strukturelle Voraussetzungen für die renale Denervation

Ein Zentrum, das renale Denervation anbietet, sollte folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Hypertonie-Schwerpunkt: Abklärung aller Formen der sekundären Hypertonie, einschließlich Labordiagnostik.
  • Expertise: Mindestens zwei Hypertonie-Expertinnen und -Experten.
  • Diagnostische Ausstattung: Bereitstellung von 24-Stunden-Blutdruckmessung, Duplex-Sonografie (Nieren-Duplex-Sonografie), CT- oder MR-Angiografie.
  • Interventionelle Expertise: Angiografie-Einheit und Expertise für interventionelle Eingriffe an den Nierenarterien (mindestens 25 Eingriffe pro Jahr).
  • Weitere Bereitschaften: Dialysebereitschaft und Anbindung an ein gefäßchirurgisches Zentrum.

 

Sicherheit und Nachsorge

Die ausführliche interdisziplinäre Abklärung einer Patientin oder eines Patienten mit therapieresistenter Hypertonie sowie die Vorstellung in einem spezialisierten Zentrum wie dem UKS stellen sicher, dass die Diagnose korrekt ist und die renale Denervation sicher und erfolgreich durchgeführt werden kann.

Klinische Studien und Sicherheitsprofil

Im Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) versuchen wir, alle Patientinnen und Patienten im Rahmen von klinischen Studien zu behandeln. Dieses Vorgehen gewährleistet ein besonders hohes Sicherheitsprofil während des Eingriffs sowie eine konsequente und gründliche Nachsorge im Anschluss an die Prozedur.

Effekte der renalen Denervation

Nach dem Eingriff kommt es bei circa 75 Prozent der behandelten Patientinnen und Patienten zu einer deutlichen Blutdrucksenkung. Langzeituntersuchungen zeigen, dass dieser Effekt über einen Beobachtungszeitraum von mindestens 36 Monaten anhält. Neben der Senkung des Blutdrucks konnten aktuelle Untersuchungen feststellen, dass die renale Denervation auch einen günstigen Einfluss auf die Herzfrequenz, den Blutzucker- und Insulinhaushalt, die Herzdicke, die körperliche Belastbarkeit und die Lebensqualität haben kann.

Kontakt & Ansprechpersonen

Anne Velten

Sekretariat Bluthochdrucktherapie

Informationen für Eiweiserinnen und Einweiser

Sehr geehrte Kollegin, sehr geehrter Kollege,
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Christina Koch
Studienzentrum (Geb. 41)

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