Nationales Referenzzentrum für Clostridioides (Clostridium) difficile am UKS
Das Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) bietet umfassende Unterstützung bei der Diagnostik, Therapie und dem Hygienemanagement im Zusammenhang mit Clostridioides difficile-Infektionen. Bei Clostridioides (Clostridium) difficile handelt es sich um eine Bakterienart, die schweren Durchfall und Darmentzündungen vor allem nach Antibiotikagabe verursacht. Das Nationale Referenzzentrum für Clostridioides (Clostridium) difficile ist Ansprechpartner für alle Fragen rund um diesen Erreger.
Kontakt & Ansprechpersonen
Leitungs-Team
Prof. Dr. Markus Bischoff
Prof. Dr. Barbara Gärtner
Prof. Dr. Alexander Mellmann
Prof. Dr. Lutz von Müller
Leistungsübersicht Nationales Referenzzentrum für Clostridioides (Clostridium) difficile am UKS
Folgende Leistungen bietet das Nationale Referenzzentrum für Clostridoides (Clostridium) difficile an
- Isolation des Erregers
- Empfindlichkeitsprüfung gegenüber therapeutisch oder epidemiologisch relevanten Substanzen
- Molekulare Subtypisierung incl. Ganzgenomsequenzierung im Rahmen von Ausbruchsuntersuchungen und zur Einordnung des Erregers in die globale Epidemiologie inc
- Bestimmung von Toxingenen und weiteren Resistenz- und Virulenzmarkern
- Beratung bei Problemfällen (Diagnostik, Therapie, Ausbruchsmanagement)
Die Untersuchung ist kostenlos für alle gemeldeten Fälle, zum Beispiel
- Ausbruchsuntersuchungen
- Schwere C.-difficile-Infektionen gemäß Meldepflicht
Für weitere Indikationen, die häufig auch kostenfrei durchgeführt werden, können Sie sich per E-Mail wenden an
Bei allen Einsendungen muss der Materialeinsendeschein ausgefüllt werden. Zudem muss die Meldepflicht nach §6 IfSG beachtet und der 2D-Barcode der DEMIS-Meldung an das Referenzzentrum weitergeleitet werden. Damit können unsere Typisierungsdaten direkt mit der Meldung verknüpft werden.
Diagnostik auf Clostridioides (Clostridium) difficile am UKS
Entsprechend den Leitlinien der European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ESCMID) wird als Diagnostikalgorithmus zunächst ein Suchtest mit hoher Sensitivität wie Glutamatdehydrogenase (GDH) oder eine Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) zur Detektion des Toxin-B-Gens (cdtB) empfohlen (1). Zum Nachweis einer Toxinproduktion auf Proteinebene ist zusätzlich ein Test auf das Vorhandensein von Toxin mittels ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay) beziehungsweise CLIA (Chemilumineszenz-Immunoassay) oder eine toxigene Kultur empfehlenswert (1). Insbesondere der Toxinnachweis kann je nach Dauer zwischen Abnahme und Bearbeitung durch das Labor häufig falsch negativ ausfallen (2). Ein positiver Suchtest bei negativem Toxinnachweis sollte daher nicht die Therapie bei passender Klinik unnötig verzögern.
In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, mit einem dritten Bestätigungsverfahren eine mögliche Infektion nachzuweisen (1). Bei einem Diagnostikalgorithmus zum Beispiel von GDH gefolgt von einer Toxinbestimmung kann eine PCR (oder die toxigene Kultur) zur Klärung bei negativem Toxinnachweis beitragen. Die Verlaufskontrollen sind rein klinisch, sodass Nachtestungen nicht sinnvoll sind. Auch die Testung asymptomatischer Patientinnen und Patienten ist nicht indiziert. Im Nationalen Referenzzentrum für Clostridioides (Clostridium) difficile ist die Typisierung von Isolaten schwerer gemeldeter klinischer Verläufe kostenlos.
Ausbruchsuntersuchungen
Wenn ein Clostridioides difficileAusbruch in einer Einrichtung vermutet wird, können nach telefonischer Rücksprache die Isolate zur (Sub-)Typisierung kostenfrei an das Referenzzentrum gesendet werden. Diese werden mittels verschiedener Methoden bis hin zur Ganzgenom-Sequenzierung weiter typisiert, um Verwandtschaftsverhältnisse aufzeigen zu können. Beachtet werden muss, dass ein Ausbruchsverdacht bereits meldepflichtig ist. Gerne beraten wir Sie ebenfalls zu hygienischen Maßnahmen im Ausbruchsfall.
Therapie bei einer Infektion mit Clostridioides (Clostridium) difficile
Die Empfehlungen des Referenzzentrums orientieren sich an den Leitlinien der ESCMID, die in Abbildung 1 zusammengefasst sind.
Kriterien für eine schwere C.-difficile-Infektion (CDI) sind
- Leukozytose (> 15 000/µL),
- Hypalbuminämie (< 30 g/L),
- Kreatinin-Erhöhung (> 1,5 mg/dL, alternativ > 1,5-facher Kreatinin-Anstieg im Vergleich zum Ausgangswert).
Risikofaktoren sind
- Alter über 65 Jahre
- Immunsuppression
- Komorbidität durch schwere Grunderkrankungen
- Dialyse
- frühere CDI
Folgende Punkte müssen beachtet werden
- Falls medizinisch vertretbar, soll die auslösende Antibiose abgesetzt werden. Einschränkung: Bei komplizierter Infektion mit C. difficile muss die begleitende Sepsis auch antibiotisch therapiert werden.
- Geänderte Bedeutung von Metronidazol:
- Früher wurde zur Therapie der CDI Metronidazol p.o. empfohlen obwohl es für die CDI nie eine Zulassungsstudie gab. Die Therapie mit Fidaxomicin p.o. (1. Wahl) oder Vancomycin p.o. (2. Wahl) ist jedoch überlegen und damit neuer Therapiestandard.
- Bei schweren Verläufen/Transportstörungen kann zur Therapieeskalation die orale Standardtherapie (Vancomycin oder Fidaxomicin) mit Metronidazol i.v. erweitert werden.
- Puls- und Reduktionsschemata mit Fidaxomicin sind bewährt, aber „off lable use“ (Dosierung entsprechend der EXTEND Study: Fünf Tage 2x200mg, dann 200mg jeden zweiten Tag (Tag 7-25), dies entspricht dem Ende der Packung). Diese gibt es auch für Vancomycin.
- Sollte kein Therapieerfolg innerhalb von drei Tagen eintreten, so muss die Diagnose CDI überprüft und weitere Differenzialdiagnosen erwogen werden.
- Nur wenige Zentren bieten die sog. Stuhltransplantation (Fäkaler Mikrobiomtransfer) in Deutschland an. Die Finanzierung der Spendertestung ist noch nicht geregelt.
- Von der FDA zugelassen, gibt es zwei kommerziell erhältliche Präparate die zum Fäkalien Mikrobiom Transfer verwendet werden können (Reyota oder Vowst) und über internationale Apotheke erhältlich sein sollten. Die sehr hohen Kosten sind zu beachten.
Hygienemaßnahmen bei Clostridioides (Clostridium) difficile
Durch die Fähigkeit von C. difficile zur Sporenbildung, stellt dieser Erreger eine Herausforderung für das Hygienemanagement dar. Die Sporen sind nicht durch die üblichen Händedesinfektionsmittel zu in aktivieren , sodass eine Handwaschung (nach erfolgter Händedesinfektion) zur Abreicherung der Sporen erfolgen muss. Das Umfeld der Patientin oder des Patienten sollte entsprechend mit sporoziden Desinfektionsmitteln aufbereitet werden. Patientinnen und Patienten im Krankenhaus sollten bis 48 Stunden nach Sistieren des Durchfalls isoliert werden. Eine Kohortenisolation ist möglich. Asymptomatische Personen mit Nachweis von C. difficile sind nicht zu isolieren.
Übersicht zu den gegenwärtigen RKI-Empfehlungen
Mitteilungen des VAH aus HygMed 3 2017
Empfehlung zur Auswahl sporizider Desinfektionsmittel bei Clostridium difficile-Infektionen im humanmedizinischen Bereich
Mitteilungen des VAH aus HygMed 1/2 2017
Mitteilung der Desinfektionsmittel-Kommission: Empfehlungen zur Auswahl sporizider Desinfektionsmittel bei Clostridium difficile-Infektionen im humanmedizinischen Bereich
Hyg Med 41. Jahrgang 2016
VAH-Testmethode zur Prüfung der Wirksamkeit gegenüber C. difficile veröffentlicht
(in HygMed 10/2016)
Epidemiologie der C. difficile-Infektion
Prinzipiell kann jeder toxigene Stamm schwere Verlaufsformen verursachen. Insbesondere im Krankenhaus sind die Ribotypen 001 (RT001) und RT027 weit verbreitet. RT027 ist ein Stamm, der ursprünglich aus Nordamerika stammt und erstmals im Jahr 2007 bei Ausbrüchen in Deutschland beschrieben wurde (1). Die Resistenz gegenüber Makroliden und Fluorchinolonen scheint hierbei einen wichtigen Selektionsfaktor darzustellen (2). Deutschlandweit gibt es gewisse regionale Prävalenzunterschiede, der einzelnen Subtypen (3,4,5). Darüber hinaus kann stets ein Eintrag weiterer Stämme aus dem Ausland erfolgen, wie dem RT018 (6) oder dem RT176 (7). Insbesondere RT027 und RT001 lassen sich maßgeblich durch Antibiotic Stewardship (rationaler Antibiotikaeinsatz mit Verminderung der „4C“-Antibiotika: Clindamycin, Fluorchinolone, Cephalosporine und Aminopenicilline mit Betalaktamaseinhibitor) zurückdrängen (8). Die untenstehende Abbildung gibt einen Überblick über die genotypischen Daten für die Jahre 2019 bis 2023, basierend aufsystematisch erhobenen Daten einer deutschlandweiten Prävalenzstudie .
Ribotypverteilung einer deutschlandweiten Prävalenzstudien
- Vehreschild MJGT, Schreiber S, von Müller L, Epple HJ, Manthey C, Oh J, Weinke T, Wahler S, Stallmach A. Verbesserungsbedarf in der Versorgung von Patienten/-innen mit Clostridioides-difficile-lnfektionen (CDI) – Experten/-innenmeinung im internationalen Vergleich [Need for improvement in the care of patients with Clostridioides difficile infections (CDI) - expert opinion in international comparison]. Z Gastroenterol. 2024 Jul;62(7):1032-1041. German. doi: 10.1055/a-2293-7760. Epub 2024 Jul 8. PMID: 38976982.
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- Stallmach A, von Müller L, Storr M, Link A, Konturek PC, Solbach PC, Weiss KH, Wahler S, Vehreschild MJGT. Fäkaler Mikrobiota-Transfer (FMT) in Deutschland – Status und Perspektive [Fecal Microbiota Transfer (FMT) in Germany - Status and Perspective]. Z Gastroenterol. 2024 Apr;62(4):490-499. German. doi: 10.1055/a-2075-2725. Epub 2023 May 15. PMID: 37187187.
- Vehreschild MJGT, Schreiber S, von Müller L, Epple HJ, Weinke T, Manthey C, Oh J, Wahler S, Stallmach A. Trends in the epidemiology of Clostridioides difficile infection in Germany. Infection. 2023 Dec;51(6):1695-1702. doi: 10.1007/s15010-023-02044-5. Epub 2023 May 10. PMID: 37162717; PMCID: PMC10170422.
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- Berger F, Bischoff M, Strauß C, von Müller L, Gärtner B.: Auftreten von Clostridium difficile Ribotyp 176 in Deutschland.
- Färber J, Illiger S, Berger F, Gärtner B, von Müller L, Lohmann C.H, Bauer K, Grabau C, Zibolka S, Schlüter D, Geginat G: Management of a Cluster of Clostridium difficile infections among patients with osteoarticular infections.
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- von Müller L.:Aktuelles zu Clostridium-difficile-Infektionen (New aspects on Clostridium difficile infection).
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- Weichert S, Simon A, von Müller L, Adam R, Schroten H.: Clostridium-difficile-assoziierte Infektionen im Kindes- und Jugendalter.
- S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple.
- Tracing the Spread of Clostridium difficile Ribotype 027 in Germany Based on Bacterial Genome Sequences.
- Molecular and culture-based diagnosis of Clostridium difficile isolates from Côte d'Ivoire after prolonged storage at disrupted cold chain conditions.
- Combined stool-based multiplex PCR and microscopy for enhanced pathogen detection in patients with persistent diarrhoea and asymptomatic controls from Côte d'Ivoire.
- Epidemiology of Clostridium difficile in Germany based on a single center long-term surveillance and German-wide genotyping of recent isolates provided to the advisory laboratory for diagnostic reasons.
- Clostridium difficile infections among adults and children in Mwanza/Tanzania is it an underappreciated pathogen among immunocompromised patients in sub-Saharan Africa?
- Schwer verlaufende Clostridium-difficile-Infektionen: IfSG-Surveillancedaten von 2013.
- Detection of nosocomial Clostridium difficile infections with toxigenic strains despite negative toxin A and B testing on stool samples.
- Underdiagnosis of Clostridium difficile across Europe: the European, multicentre, prospective, biannual, point-prevalence study of Clostridium difficile infection in hospitalised patients with diarrhoea (EUCLID).