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Entwicklung der Hämophilie-Behandlung am UKS in Homburg

In 1974 wurde an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes erstmals eine Universitätsprofessur für Transfusionsmedizin und Klinische Hämostaseologie eingerichtet. Damals wurde Prof. Dr. med. Ernst Wenzel als erster Lehrstuhlinhaber und Gründungsdirektor der Abteilung für Klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes berufen, der die Abteilung über 25 Jahre leitete. Ein zentrales Ziel der Gründung war die Einrichtung einer wissenschaftlichen Abteilung für die Forschung, Lehre und Krankenversorgung im Fach Transfusionsmedizin mit Schwerpunkt in der klinischen Hämostaseologie, um die Versorgung von Hämophilie-Patienten im Saarland und dem angrenzenden Rheinland-Pfalz sicher zu stellen. In diesem Sinne gründete Prof. Wenzel in Homburg das erste und bis heute einzige Hämophilie-Zentrum im Saarland.

Nach der Emeritierung von Prof. Wenzel wurde die Abteilung als Institut aufgewertet und im Zentrum für Chirurgie verankert. 2006 wurde Prof. Dr. med. Hermann Eichler auf den Lehrstuhl berufen. In enger Kooperation mit Prof. Dr. med. Norbert Graf, Professor für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie und ehemaliger Direktor der gleichnamigen Klinik, erfolgte eine organisatorische Fusion der Hämophilie-Behandlung von Kindern / Jugendlichen und Erwachsenen zu einem integrierten Hämophilie-Zentrum der höchsten Versorgungstufe für alle Altersgruppen. Seit 2023 leitet Prof. Dr. med. Marc Remke die Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie als deren Direktor.

Die seit den 2000er Jahren zunehmend dynamische Entwicklung in der Hämophilie-Behandlung führte in Homburg zu einer räumlichen Modernisierung und weiteren Professionalisierung der Strukturen, sodass sich das Hämophilie-Zentrum inzwischen zu einer international sichtbaren Einrichtung der Maximalversorgung für die Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit schweren Gerinnungsstörungen entwickelt hat. So führte Homburg 2008 als erstes Hämophilie-Zentrum in Deutschland eine online-Übertragung von Patientendaten in das Deutsche Hämophilie-Register (dhr) mit einer speziell entwickelten Hämophilie-Datenbank ein. In 2020 folgte die Zertifizierung als erstes Hemophilia Comprehensive Care Center (HCCC) in Deutschland.

Struktur des HCCC

Das HCCC untergliedert sich in den Bereich Kinder und Jugendliche, die in der Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (Gebäude 9) behandelt werden, und in den Bereich Erwachsene im Institut für Klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin (Gebäude 1). Somit können Patienten aller Altersstufen mit Hämophilie A und B sowie mit weiteren schweren angeborenen oder erworbenen Gerinnungsstörungen behandelt werden.

Es bestehen vielfältige interdisziplinäre Kooperationen zwischen dem HCCC und weiteren Fächern der klinischen Medizin am Homburger Campus. Hervorzuheben sind hierbei enge Kooperationen mit der Kinder- und Jugendmedizin, den Kliniken für Hämatologie und Onkologie, Gastroenterologie, Kieferchirurgie / Zahnheilkunde, Neurochirurgie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Gynäkologie. Die leistungsfähige Klinik für Orthopädie ist ein wichtiger Baustein des HCCC. Darüber hinaus gehören die infektiologischen und hepatologischen Schwerpunkte des UKS zum Leistungsspektrum der erweiterten Hämophilie-Behandlung. Genetische Beratung, Schwangerschaftsbetreuung, Psychotherapie und psychologische Medizin ergänzen die Fachrichtungen im Umfeld der Betreuung von Patienten mit Hämophilie. Das HCCC am Universitätsklinikum des Saarlandes bietet daher eine interdisziplinäre Versorgung von Hämophilen auf höchstem medizinischen Niveau im ambulanten und auch im stationären Bereich.

Die ambulante Behandlung hämophiler Erwachsener erfolgt im MVZ für Transfusionsmedizin-Hämostaseologie, die der Kinder und Jugendlichen in der Institutsambulanz der Kinderklinik. In Kooperation mit dem akkreditierten Zentrallabor wird das komplette Spektrum der hämostaseologischen Diagnostik und Therapie angeboten. Auch im akuten Notfall ist durch ein 24-Stunden-Bereitschaftsdienstsystem eine fachgerechte Behandlung möglich.

Das Institut ist nach DIN ISO 9001 zertifiziert und die Labore sind nach DIN ISO 15189 akkreditiert. Es besteht eine volle Weiterbildungsermächtigung für das Gebiet Transfusionsmedizin und für die Zusatzweiterbildung Hämostaseologie. Hinzu kommen viele konsiliarische Anfragen mit der Erstellung von Behandlungsempfehlungen für die stationären Patienten des UKS. Hier arbeiten Fachärztinnen und Fachärzte für Transfusionsmedizin mit Zusatzweiterbildung Hämostaseologie, ein Facharzt für Innere Medizin sowie Assistenzärztinnen in Weiterbildung. Auch im nichtärztlichen Bereich arbeiten einschlägig qualifizierte und langjährig erfahrene Pflegekräfte und MFAs im Hämophilie-Zentrum des UKS.

Im HCCC werden grundlagenwissenschaftliche Studien und klinische Studien durchgeführt, sodass sich eine nationale und internationale wissenschaftliche Sichtbarkeit des Standorts entwickelt hat. Als eines von wenigen Zentren in Deutschland werden am Hämophilie-Zentrum in Homburg auch klinische Studien zur Gentherapie der Hämophilie durchgeführt.