Therapieverfahren im Brustzentrum am UKS

Bei der Diagnose Brustkrebs stehen Patientinnen am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) eine Vielzahl moderner und interdisziplinärer Therapieverfahren zur Verfügung. Das hochqualifizierte Team des Brustzentrums verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl die neuesten medizinischen Techniken als auch individuelle Bedürfnisse und Wünsche der Patientinnen berücksichtigt. Die Behandlungsmethoden reichen von organerhaltenden Operationen, die ästhetische Aspekte einbeziehen, über schonende Verfahren zur Lymphknotenentfernung bis hin zu fortschrittlichen Methoden in der Strahlen- und Systemtherapie. Entscheidungen über die geeignete Behandlungsstrategie werden in einer wöchentlichen Tumorkonferenz getroffen, um jeder Patientin eine auf sie zugeschnittene Therapie zu ermöglichen.

Operationen bei Brustkrebs

Die Operation ist bei Brustkrebs ein zentraler Bestandteil des Therapiekonzepts. Das Ziel ist es, den Tumor zu entfernen und eine Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern. Am Brustzentrum des UKS suchen wir immer die Balance zwischen einer effektiven Tumorentfernung und dem Erhalt der Brustform. Mit einem breiten Spektrum an Operationen, von brusterhaltenden Eingriffen bis hin zu rekonstruktiven Maßnahmen nach einer Entfernung der Brust (Brustamputation), wird jede Behandlung individuell auf die medizinischen Erfordernisse und persönlichen Präferenzen der Patientin abgestimmt. 

Neben einer an modernsten internationalen Standards orientierten Krebsbehandlung bieten wir schonende und organerhaltende Operationsverfahren unter besonderer Berücksichtigung ästhetischer Aspekte.

Brusterhaltende Operationen

70 bis 80 Prozent aller Brustoperationen können brusterhaltend durchgeführt werden. Wir bieten alle etablierten brusterhaltenden Verfahren an:

  • Entfernung des Tumors (Tumor-Exstirpation)
  • Entfernung des betroffenen Brust-Segments (Segmentresektion der Brust)
  • Entfernung des betroffenen Brust-Quadranten (Quadrantektomie der Brust)
  • Komplexe brusterhaltende Operationen mit Einsatz onkoplastischer Techniken: Das bedeutet, dass die Entfernung des Tumors mit Methoden der plastischen Chirurgie kombiniert wird. Sie verbessern nicht nur das ästhetische Ergebnis nach einer brusterhaltenden Operation, sondern können auch dazu beitragen, psychische Belastungen zu reduzieren und die Lebensqualität der Patientinnen nach der Behandlung zu verbessern. 

Onkoplastische Techniken sind zum Beispiel Techniken, bei denen gesundes Brustgewebe verschoben oder neu geformt wird (glanduläre Verschiebelappenplastiken). Bei größeren Tumoren und bestimmten Brustformen kann die Brust verkleinert und neu geformt werden (tumoradaptierte Reduktionplastiken). Auch ein Lifting, bei dem das verbleibende Gewebe angehoben und umgeformt wird, ist möglich. Lokale Lappenplastiken verwenden Gewebe aus der näheren Umgebung der Brust, um Defekte zu decken oder das Volumen und die Form der Brust nach der Tumorentfernung zu verbessern. Eine weitere Möglichkeit, um Volumendefizite auszugleichen, ist Lipofilling, also die Verwendung von Eigenfett.

Brustamputation

In weiter fortgeschrittenen Fällen von Brustkrebs ist es manchmal nötig, die Brust komplett zu entfernen (Brustamputation oder radikale Mastektomie). Auch in diesen Fällen operieren wir so schonend wie möglich:

Bei der modifiziert radikalen Mastektomie wird die gesamte Brustdrüse samt der meisten Haut über der Brust, der Brustwarze und des Warzenhofs entfernt. Die Brustmuskulatur und die umgebende Haut bleiben so weit wie möglich erhalten. Diese Operation ist weniger entstellend als die klassische radikale Mastektomie, bei der auch die darunterliegenden Muskeln entfernt werden.

Die hautsparende Mastektomie zielt darauf ab, so viel wie möglich von der ursprünglichen Haut der Brust für eine Rekonstruktion zu erhalten. Bei dieser Operation wird das gesamte Brustdrüsengewebe entfernt, aber die Haut der Brust, mit Ausnahme des Warzenhofs und der Brustwarze, bleibt erhalten. In manchen Fällen kann auch die Brustwarze erhalten bleiben. 

Bei der hautsparenden Mastektomie gibt es die Möglichkeit einer Sofortrekonstruktion der Brust. Dabei wird direkt im Anschluss an die Entfernung der Brust mit der Wiederherstellung der Brust begonnen, entweder mit Implantaten oder mit Eigengewebe.

Rekonstruktive Verfahren nach Brustamputation

Rekonstruktive Verfahren nach einer Brustamputation sind chirurgische Techniken, die darauf abzielen, das Erscheinungsbild der Brust wiederherzustellen. Diese Verfahren können das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität wesentlich verbessern. Es gibt verschiedene Methoden der Rekonstruktion, die je nach individuellen Umständen und Präferenzen der Patientin eingesetzt werden können:

Fremdgewebe(Implantat, Expander)-gestützte Rekonstruktion: Diese Methode verwendet Implantate oder Expander, um das Brustvolumen wiederherzustellen. Ein Expander ist ein temporäres Implantat, das schrittweise aufgefüllt wird, um die Haut und das Gewebe für das endgültige Implantat zu dehnen. Bei der gestützten Rekonstruktion werden zusätzlich Netze oder Matrices eingesetzt, um das Implantat zu stützen und eine natürlichere Form zu erzielen.

Eigengewebe: Hier wird körpereigenes Gewebe verwendet, um die Brust zu rekonstruieren. Dazu gehören der Latissimus-dorsi-flap (Gewebe vom oberen Rücken, einschließlich Haut, Fett und Muskel), TRAM-flap (Transverse Rectus Abdominis Muscle flau; Gewebe vom Unterbauch, das Haut, Fett und Teile des geraden Bauchmuskels umfasst), DIEP-flap (Deep Inferior Epigastric Perforator, ähnlich wie der TRAM-flap, aber ohne Muskelgewebeverlagerung).

Kombination aus Fremd- und Eigengewebe: Manchmal werden Implantate in Verbindung mit Eigengewebe verwendet, um ein besseres kosmetisches Ergebnis zu erzielen.

Rekonstruktion des Brustwarzen-Vorhof-Komplexes: Dies ist der letzte Schritt der Brustrekonstruktion, bei dem die Brustwarze und der Warzenhof nachgebildet werden. Dies kann durch verschiedene Techniken erreicht werden, wie zum Beispiel Tätowierung, lokale Hautlappen oder Hauttransplantationen.

Wächter-Lymphknoten-Entfernung (Sentinel-Node-Biopsie)

Im Rahmen einer Brustkrebsoperation werden auch Lymphknoten aus der gleichseitigen Achselhöhle entnommen. Die Sentinel-Node-Biopsie ist ein neues, sehr schonendes operatives Verfahren zur Entfernung von Lymphknoten aus der Achselhöhle.  Vor der Operation wird der erste Lymphknoten ("Wächter) in der Achselhöhle mittels eines radioaktiven Stoffs (Technetium) oder mittels blauer Farbe markiert. Nur dieser Lymphknoten muss entfernt werden. Ist dieser Lymphknoten in der feingeweblichen (histologischen) Schnellschnittuntersuchung frei von Tumorzellen, müssen keine weiteren Lymphknoten aus der Achselhöhle entnommen werden. Komplikationen wie etwa Lymphödeme werden vermieden.

Strahlentherapie

Häufig ist auch eine Bestrahlung ein Bestandteil der Brustkrebs-Therapie. Das Universitätsbrustzentrum bietet neben klassischen Strahlentherapie-Verfahren auch innovative, neue Strahlentherapie-Optionen an:

Hier ist insbesondere die interstitielle Multikatheter-Brachytherapie zu nennen. Bei dieser Technik werden kleine Strahlenquellen direkt in das Tumorgewebe oder in die unmittelbare Nähe des Tumors eingebracht. Im Gegensatz zur externen Bestrahlung, bei der die Strahlenquelle außerhalb des Körpers liegt und die Strahlung durch die Haut und das umliegende Gewebe zum Tumor geleitet wird, ermöglicht die Brachytherapie eine präzise und hochdosierte Bestrahlung des Tumorgewebes bei gleichzeitiger Schonung des umliegenden gesunden Gewebes.

Systemtherapie

Die medikamentöse Therapie bei Brustkrebs ist abhängig vom Tumorstadium. Sie kann aus einer Anti-Hormontherapie, einer Chemotherapie oder einer Antikörpertherapie bestehen, gegebenenfalls auch in Kombination. Ob und welche Therapie für die einzelne Patientin am besten ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Die individuelle Therapie-Empfehlung wird in unserer wöchentlichen interdisziplinären Tumorkonferenz festgelegt.