Die Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten (LKGS)

Eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte (LKG-Spalte) tritt etwa bei einem von 500 Neugeborenen auf und ist damit die häufigste Gesichts-Schädel-Fehlbildung. Sie erwarten ein Kind, bei dem bereits vor der Geburt eine Spaltbildung festgestellt wurde oder wurden soeben Eltern eines Neugeborenen mit Spaltbildung?

Wir bieten Ihnen die Möglichkeit einer ersten Information zu dieser Fehlbildung. Individuelle Details der Therapie können dagegen nur persönlich geklärt werden. Sofern Sie in Kürze ein Kind mit Spaltbildung entbinden oder vor Kurzem entbunden haben, ist eine Vorstellung des Kindes innerhalb der ersten Lebenswoche sehr empfehlenswert.

Bitte vereinbaren Sie in diesen Fällen unter der folgenden Nummer kurzfristig einen Termin
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Was ist eine LKG-Spalte?

Eine Spaltbildung bezeichnet eine Unterbrechung von Knochen (Hartgewebe) und Weichgewebe, wie Haut oder Muskeln, im Bereich des Gesichts. Lippe, Kiefer und Gaumen sind am häufigsten an dieser Spaltbildung beteiligt. Im Bereich des Gesichts können noch weitere Spaltbildungen auftreten, sie sind jedoch deutlich seltener als LKG-Spalten.

Eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte tritt als Fehlbildung ungefähr bei 1 von 500 Neugeborenen in Deutschland auf. Sie betrifft damit rund 160.000 Menschen in Deutschland. Dank der guten Therapiemöglichkeiten werden jedoch nur wenige Erwachsene bewusst als Spaltträgerinnen und Spaltträger wahrgenommen. 

Nachfolgend sehen Sie einige Formen der Spaltbildung. Diese Aufstellung ist nicht vollständig:

Die Abbildungen zeigen unvollständige Spaltbildungen, bei denen das Lippenrot sowie die Mundöffnung ein- oder beidseitig geteilt sind. Im Bereich des Lippenweiß besteht noch eine Verbindung, der Naseneingang ist auf der betroffenen Seite deformiert. Der zahntragende Anteil ist nicht oder nur eingeschränkt betroffen.

Eine Spaltbildung im Bereich der Lippe und des Kiefers, also des später zahntragenden Anteils. Der Naseneingang ist typischerweise deformiert. Der Gaumen ist hierbei nicht betroffen. Diese Fehlbildung kann ein- oder beidseitig auftreten.

Die Abbildungen zeigen eine vollständige Hart- und Weichgaumenspalte (oben) sowie eine isolierte Weichgaumenspalte (unten) oder auch Gaumensegelspalte. Diese Spaltbildung teilt den harten (Gaumendach) und weichen (Zäpfchen) Gaumen. Lippe und Kiefer sind bei dieser Spaltbildung nicht betroffen, ebenso wenig die Nase. Von außen ist diese Fehlbildung nicht zu erkennen, beim Erwachsenen jedoch zu hören, da eine unbehandelte Spaltbildung des Gaumens oft das sogenannte Näseln bedingt.

Hier erkennen Sie eine vollständige einseitige Spaltbildung der Lippe, des Kiefers und des harten sowie weichen Gaumens. Mund- und Nasenhöhle sind nicht getrennt, der Naseneingang ist auf der betroffenen Seite deformiert. Man erkennt einen großen (am Patienten rechts) und einen kleinen (am Patienten links) Anteil des Spaltkiefers. Die dunkelrot erscheinende Schleimhaut ist Nasenschleimhaut, man betrachtet also die Nasenscheidewand von unten. Einseitige Spaltbildungen treten mehrheitlich links auf, sind aber natürlich auch rechts möglich. Auf die Behandlung oder die Prognose hat dies keinen Einfluss.

Hier erkennen Sie eine vollständige beiderseitige Spaltbildung der Lippe, des Kiefers und des harten sowie weichen Gaumens. Mund- und Nasenhöhle sind hierbei nicht getrennt. Der Naseneingang ist beidseitig deformiert. Man erkennt immer zwei seitliche und einen mittleren Anteil des Spaltkiefers. Dieser mittlere Anteil ist mit der Nasenscheidewand verbunden.

Wann und wie entsteht eine LKGS?

Eine Spaltbildung kann circa zwischen dem 38. und 54. Tag der Schwangerschaft entstehen. Die Ursachen hierfür sind bislang nicht endgültig geklärt. Fest steht hingegen, dass es derzeit keine Möglichkeit gibt, eine Spaltbildung sicher zu verhindern beziehungsweise deren Entstehung zu beeinflussen.

Familien, in denen bereits eine Spaltbildung bei Eltern, Großeltern oder anderen Verwandten vorliegt, haben ein höheres Risiko, ein Kind mit Spaltbildung zu bekommen.

Wer hilft meinem Kind am UKS?

Zur Behandlung einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte arbeitet das UKS interdisziplinär zusammen. Zum behandelnden Team gehören am UKS unter anderem: 

  1. Kieferchirurgie
  2. Kieferorthopädie
  3. Phoniatrie und Pädaudiologie (Stimme, Sprache, Schlucken, kindliches Gehör), HNO-Heilkunde
  4. Logopädie
  5. Zahnmedizin 

Das Team des UKS ist für Sie vor Ort da, wir helfen unseren ortsfernen Patientinnen und Patienten aber auch bei der Suche nach einer geeigneten ortsnahen Behandlungsmöglichkeit. 

Wie ist die Behandlung einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte am UKS aufgebaut?

Unmittelbar nach der Geburt (1. Woche)
Vorstellung des Kindes bei Kieferorthopädie und Kieferchirurgie zur Untersuchung, genaue Feststellung der Spaltart, in Abhängigkeit von der Spaltbildung Anfertigung und Eingliederung einer Gaumenplatte. Vorstellung des Kindes bei Phoniatrie und Pädaudiologie beziehungsweise HNO-Heilkunde.

Circa 4-wöchige Kontrolltermine
Kontrolle und Anpassung der Gaumenplatte an das Wachstum des Kindes

Mit circa 6 Monaten
Operation der Lippe, sofern diese an der Spaltbildung beteiligt ist. Der genaue Zeitpunkt ist vom individuellen Wachstum des Kindes abhängig und muss zwischen Kieferorthopädie und Kieferchirurgie abgestimmt werden. Nach dieser Operation muss eine gegebenenfalls vorhandene Gaumenplatte weiter getragen werden, da Mund- und Nasenhöhle immer noch eins sind.

Mit circa 1 Jahr
Operation der Gaumenspalte

Bei Kindern mit isolierter Gaumenspalte werden beide Anteile des Gaumens (harter und weicher Gaumen) in einer Sitzung operiert, bei Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten erfolgen die Operationen zumeist getrennt. Vorgehen und Zeitpunkt sind auch hier individuell festzulegen. Nach der Gaumenplastik ist eine Gaumenplatte nicht mehr nötig.

1-6 Jahre
Mindestens einmal im Jahr: Kontrolle
In dieser Zeit brechen bis ins Alter von zweieinhalb Jahren die Milchzähne durch. In dieser Zeit kann es notwendig werden, übermäßige Abweichungen in Breite und Länge des Oberkiefers kieferorthopädisch zu behandeln.

Circa 6 Jahre
Falls nötig erfolgt vor der Einschulung eine Nasensteg-Korrektur.

6-8 Jahre
Mindestens einmal im Jahr: Kontrolle

Durchbruch der neuen Schneidezähne und des ersten großen Mahlzahnes. Bei den meisten Kindern kommt es hier zu auffälligen Fehlstellungen im Schneidezahnbereich. Dies geschieht, da das Knochenangebot für die Zähne am Spaltrand eingeschränkt ist, und lässt sich kieferorthopädisch behandeln.

Circa 11-13 Jahre
(geschlechtsabhängig)

Durchbruch des Oberkiefer-Eckzahnes. Hierfür kann eine operative Einlagerung von Knochen ("Osteoplastik") in den Spaltbereich notwendig werden.

9-18 Jahre
ollständiger Zahnwechsel

In aller Regel ist eine kieferorthopädische Behandlung nötig, diese wird meistens mit festsitzenden Zahnspangen durchgeführt.

Die obigen Angaben können sehr stark variieren, da jede Spaltbildung individuell ist. Den genauen Zeitplan für IHR Kind müssen Sie mit IHREM Behandlungsteam am UKS festlegen!

Was ist eine Gaumenplatte?

Als Gaumenplatte bezeichnet man eine individuell aus klarem Kunststoff angefertigte Apparatur, die eine funktionelle Trennung von Mund- und Nasenhöhle beim Neugeborenen bewirken kann.

Eine Gaumenplatte ersetzt den (harten) Gaumen, also die Trennung von Mund- und Nasenhöhle. Dadurch normalisiert sie die Zungenfunktion, da sie Mund und Nase voneinander trennt und das betroffene Kind so zwingt, die Zunge im Mund zu halten – statt in der Nase oder der Spalte. Daneben kann die Gaumenplatte das Trinken erleichtern. Ganz wichtig: Je früher sie eingesetzt wird, desto bequemer wird sie akzeptiert. Die Gaumenplatte kann und muss individuell angefertigt werden, was meistens ohne Probleme am Tag nach der Geburt geschehen kann. Im Rahmen dieses Vorgangs erfolgt auch die erste gründliche Besprechung mit den Eltern über das weitere, individuelle Vorgehen.

Wie ernähre ich mein Kind?

Eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte beeinträchtigt die Kinder beim Stillen, das Füttern mit dem Fläschchen ist jedoch möglich. Der Saugvorgang funktioniert bei Neugeborenen mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte nur eingeschränkt: Die Zunge kann sich nicht am Gaumen abstützen, ein Unterdruck kann nicht aufgebaut werden. Stillen ist daher in den meisten Fällen nicht möglich. Da Neugeborene bereits im Mutterleib das Schlucken von Fruchtwasser "geübt" haben, können sie jedoch schlucken, das gilt auch für Kinder mit einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte. Das Schlucken mit einem Sauger ist zunächst zwar neu und für das Kind ungewöhnlich, aber mit etwas Übung und Geduld problemlos möglich. Für Säuglinge mit LKG-Spalte ist das Essen immer anstrengender als für ein Kind ohne Spaltbildung. Nehmen Sie sich deshalb bitte mehr Zeit für das Kind und akzeptieren Sie, dass anfangs eher häufiger kleinere Mahlzeiten gegessen werden.

In den ersten Lebensmomenten werden auf Entbindungsstationen mehrere Taktiken angewendet, die teilweise als provisorisch anzusehen sind. Unter der Voraussetzung, dass schnellstmöglich eine Gaumenplatte eingegliedert wird, ist folgendes Vorgehen zweckmäßig:

  1. Versuch des Stillens: Dies klappt nur bei sehr wenigen Kindern, kann aber funktionieren.
  2. Füttern mit einem altersentsprechenden Sauger.
  3. Falls das Kind den Sauger nicht annimmt, hilft ein sogenannter Habermann-Sauger.

Informationsbroschüren LKG

Bitte laden Sie sich unsere Informationsbroschüren herunter und besuchen Sie die Webseite des Arbeitskreises für LKG-Spalten.

Kontakt & Ansprechpersonen

Klinik für Kieferorthopädie
Gebäude 56

Univ.-Prof. Dr. Jörg Lisson, M.Sc.
Direktor der Klinik

Sprechzeiten
Donnerstag von 10 bis 12 Uhr

Terminvereinbarung
+49 6841 16-24915
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Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Gebäude 71

Univ.-Prof. Dr. Dr. Kolja Freier
Dr. med. Heiko Landau


Sprechzeiten
Donnerstag von 10 bis 16 Uhr

Terminvereinbarung
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Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
Gebäude 6

Frauenheilkunde, Geburtshilfe
& Reproduktionsmedizin
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Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie
Gebäude 9

Institut für Humangenetik
Humangenetische Beratungsstelle
Gebäude 68