Radionuklidtherapie in der Klinik für Nuklearmedizin am UKS
Radionuklide sind sogenannte Tracer, die in der Nuklearmedizin bei der Erstellung von Bildern von Organen und Geweben eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um minimal radioaktive Atome, die Energie in Form von Strahlung freisetzen, während sie zerfallen. Sie werden als Medikament über die Armvene gespritzt und verteilen sich im Körper. Anschließend erfassen wir mit einer Gammakamera oder einem PET-Scanner die Strahlung und können so detaillierte Aufnahmen von Organen und bestimmten Geweben wie Gelenken, Knochen und vielem mehr gewinnen. Ob in der Onkologie, Kardiologie oder Neurologie: Radionuklide helfen uns erheblich dabei, Funktionen verschiedener Organe zu beurteilen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und Befunde wie Tumore abzuklären.
Radionuklide lassen sich aber nicht nur für diagnostische Untersuchungen nutzen. In der Klinik für Nuklearmedizin am UKS werden sie darüber hinaus auch zur Behandlung von Krankheiten genutzt. Dies bezeichnet man als Radionuklidtherapie. Hat Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wegen schmerzhafter Knochenmetastasen, zum Beispiel bei Prostatakrebs, diese Art der Strahlentherapie empfohlen und sind alle erforderlichen Voraussetzungen gegeben, ist eine Behandlung in den meisten Fällen gut wirksam und wird dabei gut vertragen.
Wie funktioniert die Radionuklidtherapie?
Ähnlich wie bei der Knochen-Szintigrafie reichern sich die eingesetzten Radionuklide wie 89Sr, 153Sm-EDTMP und 186Re-HEDP in Knochenmetastasen an, da in diesen Regionen vermehrt Knochen neu gebildet wird.
Im Gegensatz zur Knochen-Szintigrafie, wo die bildliche Darstellung der Verteilung der Gammastrahlung zur Diagnostik genutzt wird, wird bei der Radionuklidtherapie eine andere Art von Strahlung eingesetzt, die sogenannte Betastrahlung. Sie wird beim Zerfall der Substanz in den Knochenmetastasen freigesetzt und bestrahlt das Gewebe an Ort und Stelle. Dies führt zu einer gezielten Schmerzbekämpfung. Anders als bei der Chemotherapie oder einer medikamentösen Schmerzbehandlung sucht sich die mit dem Radionuklid markierte Substanz also selbst ihr Ziel und entfaltet nur dort ihre wesentliche Wirkung, während andere Körperregionen geschont werden.
Das Radionuklid wird Ihnen im Anschluss an oder gleichzeitig mit einer Kochsalzlösung in die Vene verabreicht. Aus gesetzlichen Gründen ist die Behandlung nur auf einer dafür zugelassenen nuklearmedizinischen Therapiestation erlaubt. Eine ambulante Durchführung im Rahmen eines mehrstündigen Aufenthalts auf der Therapiestation ist jedoch die Regel. Am Folgetag wird noch durch eine Ganzkörperaufnahme mit der Gammakamera, wie bei der Knochenszintigrafie, die Verteilung des Radionuklids im Skelett dokumentiert.
Gibt es Nebenwirkungen bei der Behandlung mit Radionukliden?
Blutbildveränderungen
Durch die am Knochen wirksam werdende Bestrahlung kann es zu einer vorübergehenden Bildungsschwäche von Blutbestandteilen kommen. Diese äußern sich möglicherweise in einer Blutungsneigung oder einer verlängerten Blutungszeit nach Verletzungen, auch als Thrombozytopenie bekannt. Außerdem kann es in seltenen Fällen zu einer leichten Abwehrschwäche kommen, die jedoch ebenfalls nur vorübergehend in Erscheinung tritt und Leukopenie genannt wird. Insbesondere bei ungünstigen Ausgangswerten kann es zu einem Abfall der roten Blutkörperchen (Anämie oder Blutarmut) kommen.
Um Sie durch diese Nebenwirkungen nicht unnötig zu gefährden, kann die Radionuklidtherapie daher nur durchgeführt werden, wenn bei Ihnen ein ausreichend gutes Blutbild vorliegt.
Nach Abschluss der Behandlung sollte Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt noch sechs Wochen lang regelmäßige Blutbildkontrollen durchführen, da es, anders als nach einer Chemotherapie, nach einer Radionuklidtherapie zu einem verzögerten Abfall der Werte kommen kann. Bitte teilen Sie dies Ihrer Behandlerin oder Ihrem Behandler mit. Selbstverständlich können diese Blutbildkontrollen auch bei uns in der Klinik für Nuklearmedizin am UKS durchgeführt werden.
Schmerzsymptomatik
In der Frühphase nach der Behandlung, also in den ersten Tagen nach der Infusion, kann es zu einer kurzzeitigen Zunahme der Schmerzen kommen. In diesem Fall können zusätzliche Schmerzmittel eingenommen werden. Dies wird von einigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als ein gutes Zeichen gehalten: Es deutet darauf hin, dass Sie gut auf die Radionuklidtherapie ansprechen und die Schmerzen später gut zurückgehen werden.
Wann kann eine Radionuklidtherapie nicht durchgeführt werden?
Leider kann die Radionuklidtherapie nicht durchgeführt werden, wenn die Blutwerte erkennen lassen, dass Ihr blutbildendes Knochenmark keine ausreichende Erholungsfähigkeit hat. Dann überwiegt die Gefährdung durch Blutung oder Infektionen den Nutzen der Therapie.
Außerdem sollte vor der Behandlung ausgeschlossen sein, dass ein Knochen wegen der tumorbedingten Veränderungen bruchgefährdet ist. Dies kann unter anderem in der Wirbelsäule ernste Folgen für Sie haben. Die Radionuklidtherapie fördert zwar solche Knochenbrüche nicht, kann sie aber auch nicht verhindern. Deswegen sollte in solchen Fällen zunächst einer anderen Behandlung wie einer Operation, einer Strahlentherapie von außen oder einer Versorgung mit einem Korsett der Vorzug gegeben werden. Danach kann über die Radionuklidtherapie erneut nachgedacht werden.
Bei schweren Nierenfunktionsstörungen muss ebenfalls kritisch geprüft werden, ob die Radionuklidtherapie bei Ihnen durchführbar ist.
Kann die Radionuklidtherapie wiederholt oder mit anderen Therapien kombiniert werden?
Die in den vergangenen Jahrzehnten durchgeführten klinischen Studien konnten die Wirksamkeit von Radionukliden zeigen: Bei den meisten Patientinnen und Patienten kam es, bei minimalen Nebenwirkungen, zu einer raschen und über mehrere Wochen und Monate anhaltenden Linderung der Knochenschmerzen. Dadurch war es möglich, auf Schmerzmittel zu verzichten oder deren Dosis zu reduzieren. Auch konnte in einer Studie die Zahl von später erforderlichen Strahlenbehandlungen deutlich reduziert werden.
Die Behandlung mit Radionukliden ist nach Ablauf von mehreren Monaten bei Erfolg wiederholbar und weist nach den bisherigen Erfahrungen ein günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis auf. Die Behandlung kann jederzeit durch eine andere Therapie wie mit Schmerzmitteln, Hormon- oder Anti-Hormonpräparaten oder Mitteln zur Knochenstabilisierung (Bisphosphonate) ergänzt werden, sollte dies erforderlich sein.
Derzeit werden klinische Studien über eine direkte Kombination von Radionukliden mit einer Chemotherapie durchgeführt. Die Substanzen sind jedoch außerhalb dieser Studien nicht für eine solche Kombination zugelassen. Deswegen sollte zu anderen Tumortherapien wie der Chemo- oder Strahlentherapie ein ausreichend langer Zeitraum eingehalten werden, insbesondere um eventuelle Blutbildveränderungen einschätzen zu können.
Kann man anstelle der Radionuklidtherapie eine andere Behandlung durchführen?
Als mögliche alternative Therapieformen sind die Chemotherapie und die Behandlung mit Schmerzmitteln zu nennen. Bei örtlich begrenzten Veränderungen ist auch eine externe Bestrahlung, also eine Bestrahlung von außen statt von innen, möglich. Welche Behandlung für Sie persönlich in Frage kommt, wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt mit Ihnen vor der Radionuklidtherapie besprechen.
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Koordination Tumortherapien
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