Harninkontinenz

Harninkontinenz bedeutet die Unfähigkeit den Urin verlustfrei zurückzuhalten und die Entleerung der Harnblase (Miktion) selbst zu bestimmen. Im Wesentlichen werden zwei Formen der Harninkontinenz unterschieden

Belastungsinkontinenz

Bei der Belastungsinkontinenz kommt es durch passive Druckerhöhung zu einem unwillkürlichen Urinverlust über die Harnröhre.
Man unterscheidet drei Schweregrade der Belastungsinkontinenz:

  • Grad 1: Urinverlust beim Husten, Niesen und schweren Heben
  • Grad 2: Urinverlust beim Bewegen, typischerweise beim Aufstehen
  • Grad 3: Urinverlust in Ruhe

Die Belastungsinkontinenz ist ein weltweites Problem, das insbesondere Frauen betrifft. Die Beckenbodenmuskulatur, die den Boden der Beckenhöhle beim Menschen bildet, spielt beim Kontinenzmechanismus eine zentrale Rolle. Sie hält die Organe des Beckens (Enddarm, Gebärmutter, Harnblase) in ihrer Position, stützt die Harnröhre und ermöglicht so den Verschluss der Harnblase. Mit zunehmendem Alter erschlafft jedoch die Beckenbodenmuskulatur. Ursächlich hierfür ist mitunter die Dehnung oder Verletzung des Gewebes bei Geburten.

Häufig liegen Mischformen aus Belastungs- und Dranginkontinenz vor (Mischharninkontinenz).

Belastungsinkontinenz – Diagnostik

Eine ausführliche Anamnese ist die Grundvoraussetzung in der Diagnostik der Harninkontinenz (Vorerkrankungen, Voroperationen, Geburten, Medikamente etc.).
Der nächste Schritt ist das Ausfüllen eines sogenannten Miktionstagebuches (Tagebuch über das Wasserlassen), in dem über mehrere Tage hinweg die Trinkmenge, die ausgeschiedene Urinmenge pro Miktion, die Stärke des Harndranges und das Auftreten von Inkontinenz dokumentiert werden.
Bei der klinischen Untersuchung sind eine körperliche Untersuchung des Bauches und eine vaginale Untersuchung wichtige Bestandteile.
Weitere grundlegende diagnostische Verfahren sind die Ultraschalldiagnostik des Bauches (mit Restharnbestimmung nach dem Wasserlassen) und von der Vagina her, die Urinuntersuchung und die Harnstrahlmessung (Uroflowmetrie) während der Entleerung der Harnblase. Eventuell ist auch eine Spiegelung der Harnblase notwendig.
Die Methode der Video-Urodynamik ist ein weiterführendes diagnostisches Verfahren, bei dem ein dünner Messkatheter in die Harnblase und in den Enddarm eingelegt wird und so die Druckverhältnisse in der Harnblase und im Bauch bestimmt werden können. Zusätzlich wird die Beckenbodenaktivität mit Hilfe von im Dammbereich aufgeklebten Elektroden gemessen. Während der Untersuchung wird die Harnblase mit Röntgen-Kontrastmittel gefüllt, sodass Röntgenbilder angefertigt werden können. Kann der Patient ausreichend sitzen, findet die Untersuchung auf einem speziellen Toilettenstuhl statt. Dieser besitzt darunter einen Auffangbehälter, sodass sowohl unwillkürlicher Urinverlust als auch die Urinmenge und die Stärke des Harnstrahles beim willentlichen Wasserlassen gemessen werden können. Die gesamten Messwerte werden als Druck- und Flusskurven von einem Computersystem kontinuierlich dokumentiert und aufgezeichnet und abschließend vom Arzt interpretiert.

Belastungsinkontinenz - Therapiemöglichkeiten – Konservativ

  • Östrogene:
    Die medikamentöse Therapie umfasst die vaginale Anwendung östrogenhaltiger Cremes, Zäpfchen oder Tabletten, die die Schleimhautdurchblutung stärken und so einen indirekten günstigen Einfluss auf die Belastungsinkontinenz haben.
  • Duloxetin:
    Eine weitere konservative Behandlungsmöglichkeit stellt die orale Einnahme von Duloxetin (Yentreve) dar, das die äußere Schließmuskulatur und den Beckenboden stimuliert. Beckenbodentraining: Grundlage der konservativen Therapie ist das Beckenbodentraining, das in physiotherapeutischen Praxen angeboten wird und von den Patienten zu Hause regelmäßig durchgeführt werden muss.
  • Biofeedback:
    Unterstützt werden kann das Beckenbodentraining noch durch Biofeedback, sodass die Kontraktionen des Beckenbodens für den Ausübenden sichtbar oder hörbar gemacht werden. Elektrostimulation: Eine weitere Möglichkeit zur Unterstützung des Beckenbodentrainings ist auch die Elektrostimulation, bei der elektrische Impulse über eine Elektrode die Gymnastik ergänzen.
  • Pessare:
    Liegt eine Senkung der Gebärmutter, der Harnblase oder des Darmes als Folge der Beckenbodenschwäche und Ursache der Harninkontinenz vor, können sogenannte Pessare in die Scheide eingeführt werden, um die Organe in Position zu halten.

Belastungsinkontinenz - Therapiemöglichkeiten - Operativ

In unserer Klinik bieten wir verschiedene Operationsverfahren zur Therapie der Belastungsinkontinenz bei Frauen und Männern an.

Bei ausgeprägter Schwäche des Beckenbodens und des Blasenschließmuskels kann bei Frauen ein spannungsfreies Tape mittels minimalinvasiver Technik über die Vagina eingebracht werden (TVT). Indem es unter der Harnröhre platziert wird, hebt sie die Harnblase bzw. verändern den Winkel von Harnröhre und Harnblase zueinander und ermöglichen somit einen besseren Verschlussmechanismus. Dieses Band wird von der Vagina her in Richtung aufgespannt. Ähnliche operative Verfahren gibt es auch für Männer mit Belastungsinkontinenz z.B. nach radikaler Prostatektomie bei Prostatakrebs. Hier ist die Implantation künstlicher Harnröhrensphincter (Sphincterprothese) möglich.

In der operativen Therapie gib es eine Vielzahl weiterer Operationsmöglichkeiten wie etwa eine Gebärmutter- oder Blasenhebungsoperation, die aktuell primär durch unsere gynäkologischen Kollegen durchgeführt werden.

Dranginkontinenz

Dranginkontinenz – Allgemein

Bei der Dranginkontinenz ist der unwillkürliche Urinverlust kombiniert mit einem starken, willentlich nicht zu kontrollierenden Harndrang (imperativer Drang). Die Ursache für diese Form der Inkontinenz kann nicht in allen Fällen sicher festgestellt werden. Ursächlich kommen neurologische Erkrankungen wie z.B. die Parkinson-Krankheit oder die multiple Sklerose und auch nicht-neurologische Erkrankungen wie z.B. gehäufte Entzündungen der unteren Harnwege (Blase, Harnröhre, Prostata) oder Blasensteine in Frage. Darüber hinaus können normale biologische Alterungsvorgänge Auslöser für eine Dranginkontinenz sein.
Eine häufig verwendete Bezeichnung ist auch der Begriff der "überaktiven Blase".
Häufig liegen Mischformen aus Belastungs- und Dranginkontinenz vor (Mischharninkontinenz).

Dranginkontinenz – Diagnostik

Eine ausführliche Anamnese ist die Grundvoraussetzung in der Diagnostik der Harninkontinenz (Vorerkrankungen, Voroperationen, Geburten, Medikamente etc.).
Der nächste Schritt ist das Ausfüllen eines sogenannten Miktionstagebuches (Tagebuch über das Wasserlassen), in dem über mehrere Tage hinweg die Trinkmenge, die ausgeschiedene Urinmenge pro Miktion, die Stärke des Harndranges und das Auftreten von Inkontinenz dokumentiert werden.
Bei der klinischen Untersuchung sind eine körperliche Untersuchung des Bauches und eine vaginale Untersuchung wichtige Bestandteile.
Weitere grundlegende diagnostische Verfahren sind die Ultraschalldiagnostik des Bauches (mit Restharnbestimmung nach dem Wasserlassen) und von der Vagina her, die Urinuntersuchung und die Harnstrahlmessung (Uroflowmetrie) während der Entleerung der Harnblase. Eventuell ist auch eine Spiegelung der Harnblase notwendig.
Die Methode der Video-Urodynamik ist ein weiterführendes diagnostisches Verfahren, bei dem ein dünner Messkatheter in die Harnblase und in den Enddarm eingelegt wird und so die Druckverhältnisse in der Harnblase und im Bauch bestimmt werden können. Zusätzlich wird die Beckenbodenaktivität mit Hilfe von im Dammbereich aufgeklebten Elektroden gemessen. Während der Untersuchung wird die Harnblase mit Röntgen-Kontrastmittel gefüllt, sodass Röntgenbilder angefertigt werden können. Kann der Patient ausreichend sitzen, findet die Untersuchung auf einem speziellen Toilettenstuhl statt. Dieser besitzt darunter einen Auffangbehälter, sodass sowohl unwillkürlicher Urinverlust als auch die Urinmenge und die Stärke des Harnstrahles beim willentlichen Wasserlassen gemessen werden können. Die gesamten Messwerte werden als Druck- und Flusskurven von einem Computersystem kontinuierlich dokumentiert und aufgezeichnet und abschließend vom Arzt interpretiert.

Dranginkontinenz - Therapiemöglichkeiten – Konservativ

  • Miktionstraining:
    Zur Erlangung einer Miktionskontrolle bei leichter Dranginkontinenz ohne neurologische Ursache kann ähnlich der Belastungsinkontinenz ein "Miktionstraining" mit   Beckenbodengymnastik und Unterstützung durch Biofeedback oder Elektrostimulation hilfreich sein.
  • Medikamentöse Therapie mit sogenannten Anticholinergika:
    Zur Reduktion der Kontraktilität und somit Dehnung der Harnblase werden Anticholinergika verwendet. Diese Medikamente können rein symptomatisch den bestehenden Harndrang, das häufige Wasserlassen und die mit Harndrang verbundene Harninkontinenz verbessern. Beispiele: Oxybutinin, Propiverin, Solifenacin, Trospiumchlorid u.v.m.

Dranginkontinenz - Therapiemöglichkeiten – Operativ

Versagen Anticholinergika oder werden aufgrund der Nebenwirkungen nicht vertragen, kann das aus der ästhetischen Chirurgie bekannte Botulinumtoxin (Botox) direkt in die Harnblase injiziert werden. Es führt zu einer Erschlaffung der Harnblasenmuskulatur und kann so die Symptome der "überaktiven Blase" lindern.

Intravesikale Botoxinjektion: Mit einer speziellen Nadel wird über ein Zystoskop (=Instrument, welches zur Harnblasenspiegelung verwendet wird) 200 IE Botulinumtoxin in den Blasenmuskel injiziert.

Eine weitere Therapiemöglichkeit nach Versagen der anticholinergen Therapie und der Botox-Behandlung ist die Implantation eines Blasenschrittmachers (sakrale Neuromodulation). Hier werden durch die Implantation von Elektroden im Kreuzbeinbereich Bereich die Nerven, die die Harnblase versorgen kontinuierlich durch Strom gereizt. In einer ersten Operation wird ein Test-Schrittmacher eingebracht, der nach einer circa vierwöchigen Testphase definitiv unter die Haut implantiert wird und vom Patienten selbst gesteuert werden kann.

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