Enuresis diurna et nocturna:

Kindliche Harninkontinenz tags und nachts

Enuresis bezeichnet das unwillkürliche Einnässen nach dem 4. Lebensjahr und gehört zu den häufigsten Störungen des Kindes- und Jugendalters. Sie ist für das Kind sowie die ganze Familie oftmals sehr belastend und kann psychische Folgeschäden nach sich ziehen.
Man unterscheidet zwischen dem nächtlichen Urinverlust und dem am Tage. Außerdem wird getrennt, ob das Kind schon mal einen Zeitraum „trocken“ war (sog. Sekundäre Enuresis) oder nie eine Phase der Kontinenz vorlag (sog. Primäre Enuresis).
Viele Kinder nässen tagsüber wie auch nachts ein. Weil im Prozess der Urinkontrolle meist zuerst das Trockenwerden am Tag kommt, ist eine nächtliche Inkontinenz häufiger. Dabei gibt es unterschiedliche Ursachen für das Einnässen. 

Einnässen über Tag und Nacht:

Besteht ein Einnässen tags und nachts, ist es wichtig die Toilettengewohnheiten genauer zu erforschen.
Bestimmte Studien haben gezeigt, dass Kinder ein anderes Toilettenverhalten als Erwachsene haben. So gehen sie in der Regel bis zu 12-Mal täglich auf Toilette. Viele Kinder werden aber durch zum Beispiel Spielen vom regelmäßigen Toilettengang abgelenkt und versuchen ihren Harndrang zu unterdrücken. Hier kann es oftmals schon helfen, regelmäßig mit dem Kind das Spiel zu unterbrechen und es zum Toilettengang aufzufordern. Dies kann auch spielerisch mit Hilfsmitteln wie z.B. einer Uhr mit Alarmfunktion erfolgen, sodass das „Toilettentraining“ auch während Zeiten der Fremdbetreuung in Kindergarten oder Schule gewährleistet ist.

Harnwegsinfekte:

Auch Harnwegsinfekte können die Blase reizen und zu einer Inkontinenz führen.
Wenn bei einem Kind immer wieder Harnwegsinfekte, übelriechender Urin auftreten, muss dies weiter diagnostisch abgeklärt werden. Es können viele Ursachen für die Infekte vorliegen, ausgeschlossen werden müssen dabei immer strukturelle oder anatomische Probleme des Urogenitaltrakts. In ganz seltenen Fällen kann auch ein neurologisches Problem verantwortlich sein. Auch hier stehen dann weitergehende Spezialuntersuchungen an.

Nächtliches Einnässen:

Hier gibt es oftmals mehrere Gründe, weshalb Kinder nachts einnässen.
Einer davon kann eine übermäßige Urinproduktion bei Nacht sein. Normalerweise gibt es im Körper ein Hormon, das ausgeschüttet wird, um die Urinproduktion im Schlaf zu senken, um ein problemloses Durchschlafen zu ermöglichen. Bei einigen Kindern ist diese Hormonproduktion noch nicht ganz ausgereift und der Körper produziert nachts viel unkonzentrierten Urin. Hier kommt es dann zu einem Missverhältnis einer zu geringen Blasenkapazität im Vergleich zum produzierten Urin. Da das Kind oftmals sehr tief schläft, bemerkt es die volle Blase nicht und nässt ein.
Verhaltensmaßnahmen für das Kind und die Eltern, wie zum Beispiel der Verzicht auf zuckerhaltige Getränke und generell Trinkmengen-Beschränkungen zum Abend oder das konditionierte Verhaltenstraining zeigen schon einen guten Erfolg bei vielen Kindern. In ausgeprägten Fällen gibt es auch Möglichkeiten mit Medikamenten unterstützend einzugreifen.

Diagnostik:

Zur ausführlichen Ursachenforschung bei Ihrem Kind gehört erstmal eine gründliche Analyse des Miktionsverhaltens. Oftmals werden Sie aufgefordert ein genaues Protokoll über mehrere Tage von den Toilettengewohnheiten Ihres Kindes zu erstellen. Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Außerdem gehört meist eine Diagnostik mit Ultraschall des Urogenitaltrakts dazu. Manchmal sind weitere Spezialuntersuchungen notwendig.