Nierenkrebs

Nierenzellkarzinom

Das Nierenzellkarzinom ist mit ca. 14000 Neudiagnosen im Jahr in Deutschland die dritthäufigste Tumorerkrankung des Harntrakts. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen und das Erkrankungsrisiko ist zwischen dem 68. und dem 72. Lebensjahr am höchsten. Rauchen, Übergewicht, Niereninsuffizienz, Einnahme von Analgetika und Diuretika gelten neben der genetischen Veranlagung als Risikofaktoren. Bei dem Großteil der Nierentumore handelt es sich um einen Zufallsbefund bei der Ultraschall-, CT- oder MRT-Untersuchung. Dabei sind die meisten Patienten in Bezug auf die Tumorerkrankung symptomfrei und können oft durch lokale Therapie behandelt und sogar geheilt werden. Trotz dieser Tatsache verstirbt etwa ein Drittel der betroffenen Patienten an ihrem Tumor. Erst im fortgeschrittenen Stadium können Symptome wie Blut im Urin (sog. Makrohämaturie), Schmerzen und sogar tastbare Raumforderung in der Lendenregion auftreten. Auch Metastasen können je nach Lokalisation Beschwerden machen. Am häufigsten metastasiert das Nierenzellkarzinom in die Lymphknoten, Knochen, Lunge, Leber, aber auch andere Organsysteme wie das Nervensystem, Bauchspeicheldrüse, Nebenniere und Geschlechtsorgane. Bei Verdacht auf Nierenzellkarzinom ist ein bildgebendes Verfahren wie CT /MRT mit Kontrastmittel zur Erhärtung der Diagnose und zum Ausschluss von Metastasen durchzuführen. Bei unklaren Befunden kann eine diagnostische Biopsie (gezielte Probeentnahme) diskutiert werden.

Therapieoptionen - lokal begrenztem Befund

Bei lokal begrenztem Befund können verschiedene lokale Therapieoptionen angeboten werden. Bei älteren, multimorbiden Patienten, die keine Symptome haben, kann, sofern es sich um einen kleinen Befund handelt, eine aktive Überwachung (active surveillance) diskutiert werden.  Sonst stehen solche Therapieoptionen wie Kryoablation („Einfrieren des Tumors“), Embolisation (radiologisch gesteuerte Unterbindung der Blutzufuhr des Tumors) und Tumorresektion (chirurgische Entfernung des Tumors) zur Verfügung. Bei der letzten Option handelt es sich um ein operatives Verfahren, das offen (über einen Lumbalschnitt), oder laparoskopisch und Roboter assistiert (DaVinci®) durchgeführt werden kann. Unsere Klinik verfügt über eine große Expertise in Bezug auf das zuletzt genannte Verfahren. DaVinci® Roboter assistierte Nierenfreilegung wird mit geringerem Blutverlust, schneller Wundheilung und verkürztem stationären Aufenthalt in Verbindung gebracht. Natürlich richtet sich die Wahl des Therapieverfahrens nach individuellen Patientenfaktoren (BMI; Vorerkrankungen, Alter etc.), nach dem Patientenwunsch, aber auch nach der Größe und nach der Lage des Tumors. Während früher immer radikal operiert wurde, strebt man heute den maximalen Erhalt des gesunden Nierengewebes an, denn dies beugt Folgekrankheiten wie Niereninsuffizienz mit Dialysepflicht und Herz-Kreislauferkrankungen vor, zeigt einen positiven Einfluss auf das Gesamtüberleben, ohne das onkologische Outcome zu verschlechtern. Sollte jedoch ein lokal fortgeschrittener Tumor vorliegen (bspw. mit Infiltration der Nachbarstrukturen oder großen Gefäßen) kann auch eine Nephrektomie (Entfernung der gesamten Niere) vorgezogen werden. Die Therapieentscheidung wird nach einer interdisziplinären Fallbesprechung zusammen mit dem Patienten im Rahmen eines ausführlichen Aufklärungsgespräches getroffen.

Therapieoptionen - metastasierte Situation

Liegt eine metastasierte Situation vor, so steht dem Patienten primär eine medikamentöse Therapie zur Verfügung. Erfreulicherweise erlebt die medikamentöse Tumortherapie des Nierenzellkarzinoms in den letzten Jahren eine Wende und es werden immer mehr Substanzen und Kombinationen zur Behandlung zugelassen. Für das Nierenzellkarzinom gibt es keine Chemotherapie und deswegen hatten metastasierte Patienten früher kaum Therapieoptionen. Im Jahr 2006 wurde das Medikament namens Sunitinib, was zu der Gruppe der sog. „Targeting = zielgerichtete“ Therapeutika zählt, zugelassen. Dabei werden verschiedene biochemische Prozesse, die das Überleben von Tumorzellen sichern, gehemmt. Heute werden noch weitere „zielgerichtete Therapeutika“ eingesetzt wie bspw. Cabozantinib, Lenvatinib, Axitinib etc.. Neben der Targeting-Therapie, die in Tablettenform verabreicht wird, steht den Patienten auch eine intravenöse Immuntherapie, die in regelmäßigen Abständen (2-6 Wochen) appliziert wird, zur Verfügung. Zu den Vertretern dieser Gruppe zählen solche Substanzen wie Nivolumab und Pembrolizumab, die das Immunsystem dazu anregen, den Tumor als „Fremdling“ zu erkennen und zu bekämpfen. Die letzten Erkenntnisse belegen eine hohe Wirksamkeit der sog. Kombinationstherapie (Immuntherapie + Targeting-Therapie) und es sind verschiedene Kombinationen zugelassen (bspw. Nivolumab + Cabozantinib). Die Immuntherapie mit Pembprolizumab ist seit ca. 2 Jahren auch bei bildmorphologisch tumorfreien Patienten nach Nierenteilresektion, Nephrektomie oder Metastasenresktion als adjuvante Therapie zugelassen. Es ist bekannt, dass diese Behandlung das Rezidivrisiko vermindert und kann den Patienten mit einem hohen Rezidivrisiko angeboten werden.

Die Therapieentscheidung erfolgt individuell, angepasst an das Risikoprofil und an die Vortherapien.  Wir legen einen großen Wert darauf, unsere Patienten ausführlich über mögliche Nebenwirkungen der medikamentösen Tumortherapie aufzuklären und auch für unspezifische Symptome zu sensibilisieren, denn die Nebenwirkungen können jedes Organsystem betreffen und sind potenziell lebensbedrohlich. Wir streben für unsere Patienten eine engmaschige Kontrolle und regelmäßige Vorstellung in der onkologischen Sprechstunde an, nicht nur um die therapiebedingte Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, sondern auch zur Kontrolle des Therapieerfolges. Unseren Patienten stehen ein fester ärztlicher Ansprechpartner und jederzeit auch das Dienstteam zur Verfügung.

Neben den bereits zugelassenen Medikamenten, können unseren Patienten im Rahmen der aktuellen Studien weitere Therapieoptionen angeboten werden. Dabei erfolgt die Betreuung nicht nur über die onkologische Sprechstunde, sondern auch über unsere Studienzentrale. Bei Interesse, zur Erstvorstellung oder zur Zweitmeinung kann telefonisch ein Termin in unserer onkologischen Sprechstunde vereinbart werden.

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