Aktionstag gegen den Schmerz: ZDF-Beitrag aus dem UKS

Dr. Reinert und Dr. Reischmann

Heute, am 04. Juni 2024, ist der bundesweite Aktionstag gegen den Schmerz. Den Schmerztag hat das ZDF zum Anlass genommen und einen Fernsehbeitrag über chronische Schmerzen bei älteren Patient:innen am UKS gedreht, der in der heutigen Ausgabe der Sendung „Volle Kanne“ zu sehen war. Der Beitrag ist hier zu finden: ZDF Volle Kanne vom 4. Juni (ab 38:24 min)

Unsere Expertinnen aus dem Beitrag sind die Anästhesie-Fachärztin Dr. Jennifer Reinert (auf dem Foto links), die beratend unterstützende Orthopädie-Oberärztin Dr. Birgit Reischmann (auf dem Foto rechts) und die Schmerzphysiotherapeutin Paula Krämer.

Am UKS werden Menschen mit chronischen Schmerzen durch ein interdisziplinäres Team versorgt. Bei der sogenannten multimodalen Schmerztherapie arbeitet man mit mehreren Ansätzen, von der medikamentösen Behandlung über Krankengymnastik und Akupunktur bis hin zu psychologischer Unterstützung. Der Fernsehbeitrag gibt einen Einblick, wie eine stationäre Schmerzbehandlung am Universitätsklinikum abläuft.

Neben diesem stationären Angebot ist die UKS-Schmerzambulanz eine zentrale Anlaufstelle für Menschen mit chronischen Schmerzen. Und der Bedarf ist groß, denn deutschlandweit beklagt mehr als ein Viertel der Bevölkerung, unter chronischen Schmerzen zu leiden.

Der Aktionstag soll einerseits auf das Problem aufmerksam machen, gleichzeitig aber auch zeigen, dass es erfolgreiche Therapieansätze gibt. Und im besten Fall hilft eine frühzeitige und gute Schmerztherapie sogar dabei, dass wiederkehrender Schmerz gar nicht erst chronisch wird.

 

Über den Aktionstag und die Deutsche Schmerzgesellschaft

Am 4. Juni 2024 findet bereits zum 13. Mal der nationale „Aktionstag gegen den Schmerz“ statt. Bundesweit beteiligen sich viele Einrichtungen daran, auch die Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie des UKS und die Abteilung für Schmerztherapie unterstützen diesen Aktionstag. Die Initiative wurde 2012 von der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. und ihren Partnerorganisationen ins Leben gerufen, um die lückenhafte Versorgung von Millionen von Menschen mit wiederkehrenden Schmerzen aufzuzeigen.

Etwa 23 Mio. Deutsche (28 %) berichten über chronische Schmerzen, 95 % davon über chronische Schmerzen, die nicht durch Tumorerkrankungen bedingt sind. Legt man die „Messlatte“ der Beeinträchtigung durch die Schmerzen zugrunde, so erfüllen 6 Mio. Deutsche die Kriterien eines chronischen, nicht tumorbedingten, beeinträchtigenden Schmerzes. Die Zahl chronischer, nicht tumorbedingter Schmerzen mit starker Beeinträchtigung und assoziierten psychischen Beeinträchtigungen (Schmerzkrankheit) liegt bei 2,2 Mio. Deutschen.

Bei einem sehr großen Teil aller Betroffenen dauert es mehr als zwei Jahre, bis sie eine wirksame Schmerzbehandlung erhalten, und nur ein Zehntel aller Patient*innen mit chronischen Schmerzen werden überhaupt einer oder einem Spezialist*in vorgestellt. Die Deutsche Schmerzgesellschaft beklagt, dass eine gesetzliche Verbesserung auch bei der aktuellen Krankenhausreform nicht in Sicht sei. „Bundesregierung und Länderministerien sind aufgerufen, die Schmerzversorgung zu verbessern – leider unterlässt dies auch die aktuelle Krankenhausreform, konkret droht eine weitere Verschlechterung der ohnehin lückenhaften Versorgungslage“, so Thomas Isenberg, Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.

Die frühzeitige Behandlung von wiederkehrenden Schmerzen, bevor sie chronisch werden, ist entscheidend. Im Idealfall sollten präventive Konzepte, die auf einem ganzheitlichen Ansatz aus Medizin, Psychologie und Physiotherapie beruhen, zum Einsatz kommen. „Es ist wichtig, Personen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer chronischen Schmerzerkrankung frühzeitig zu identifizieren“, betont der Leiter der UKS-Schmerzambulanz Dr. Timo Brausch. In diesem Stadium bestehe eine gute Prognose, die Schmerzen erfolgreich zu bewältigen. „Die frühzeitige Intervention kann oft den Verlauf der Schmerzerkrankung erheblich verbessern und sogar verhindern, dass sie chronisch wird“, ergänzt Dr. Brausch. Wichtig sei auch, Betroffenen die Gefahren der Chronifizierung von Schmerz aufzuzeigen und darüber zu informieren, welche Möglichkeiten sie haben, um dies zu verhindern und an wen sie sich wenden können. Dazu soll der Aktionstag gegen Schmerz beitragen.

Sollten sich die Schmerzen bereits chronifiziert haben, stehen den Betroffenen vielfältige Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Neben einer individuell angepassten medikamentösen Behandlung umfassen diese auch nicht-medikamentöse Ansätze wie psychologische Beratung, Physio- und Ergotherapie, Biofeedback sowie sportliche Aktivitäten. Die Behandlung kann zwar langwierig und anspruchsvoll sein, aber es gibt Hoffnung auf eine verbesserte Lebensqualität. Dr. Brausch erklärt: „Eine multidisziplinäre Herangehensweise, die verschiedene Therapien kombiniert, kann dabei helfen, die Schmerzen zu lindern und die Funktionsfähigkeit wiederherzustellen.“

Die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V., mit über 3600 Mitgliedern die größte wissenschaftliche Schmerzgesellschaft Europas, setzt sich dafür ein, die Möglichkeiten moderner Schmerztherapie bekannt zu machen und so vielen Patientinnen und Patienten wie möglich zugänglich zu machen. Weitere Informationen finden sich auf der Website der Schmerzgesellschaft unter www.schmerzgesellschaft.de.

Dr. Reinert vor einer Fernsehkamera