Autoantikörper behindern die Funktion körpereigener Entzündungshemmer beim Morbus Still, einer systemischen Rheuma-Erkrankung

Nachwuchsforschungspreis der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) für Marie-Christin Hoffmann

Marie-Christin Hoffmann, Doktorandin am José Carreras Zentrum für Immun- und Gentherapie der Inneren Medizin I des Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS) in Homburg/Saar (Arbeitsgruppe Prof. Dr. Lorenz Thurner), hat den Nachwuchsforschungspreis für den besten Beitrag „Klinisch-translationale Forschung“ der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie gewonnen. Die ausgezeichnete Arbeit, die in einer internationalen Kooperation entstanden ist, befasst sich mit dem Interleukin-1-Rezeptorantagonist-Autoantikörper beim Morbus Still, einer systemischen Rheuma-Erkrankung.

Im Körper herrscht im Normalfall ein Gleichgewicht zwischen dem entzündungsfördernden Mediator Interleukin-1 und dem entzündungshemmenden Gegenspieler, dem Interleukin-1-Rezeptorantagonisten. Bei Autoimmunerkrankungen liegt allerdings ein Ungleichgewicht vor, so dass die entzündungsfördernde Komponente bei den Betroffenen überwiegt. Das Still-Syndrom ist durch Fieberschübe, Hautausschläge, Gelenkschmerzen und eine Erhöhung von Entzündungsparametern gekennzeichnet. Diese Erkrankung wird bei Auftreten im Kindesalter als systemische Juvenile Idiopathische Arthritis, im Erwachsenenalter als Adult-onset Still's Disease bezeichnet.

In ihrer Doktorarbeit hat Hoffmann nach Autoantikörpern unter anderem gegen den Interleukin-1-Rezeptorantagonisten beim Morbus Still gesucht. Die Arbeitsgruppe konnte zeigen, dass die Antikörper gegen den Interleukin-1-Rezeptorantagonisten in etwa 19 Prozent der untersuchten Blutproben mit Still-Syndrom und lediglich in 1,3 Prozent der untersuchten Vergleichsproben (Autoimmunerkrankungen wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder Arthritiden) vorkommen. Zudem konnten die Autoantikörper funktionell mit ihrer entzündungsfördernden Wirkung charakterisiert werden: Diese IL-1Ra-Autoantikörper gehen gegen körpereigene Entzündungshemmer (Interleukin-1-Rezeptorantagonisten) vor und neutralisieren diese. Sie tun dies, da die Entzündungshemmer in einer untypischen Form vorliegen (unnatürliche Verbindungen mit einer zusätzlichen Phosphatgruppe) und somit als „fremd“ eingestuft werden. Folglich gewinnen die entzündungsfördernden Stoffe (Interleukin-1) bei den Erkrankten die Oberhand.

Diese Erkenntnisse über die Entstehung entzündlicher Prozesse können neue Ansatzpunkte für die Wahl gezielter moderner Therapien bei Autoimmunkrankheiten liefern, die das Immunsystem der Betroffenen wieder ins Gleichgewicht bringen könnten. Ermöglicht wurde die Arbeit durch eine enge Kooperation mit der Klinik für Pädiatrische Rheumatologie des Universitätsklinikums Münster (AG PD Dr. Christoph Kessel) und eine Zusammenarbeit mit der Pädiatrischen Rheumatologie der Universitätsmedizin Mailand.

„Ohne die hervorragende Betreuung durch Natalie Fadle, Evi Regitz und Prof. Lorenz Thurner mit ihrer langjährigen Expertise wäre die Arbeit nicht möglich gewesen, und ich hätte niemals so viel Freude an der Laborarbeit entwickelt“, betont Marie-Christin Hoffmann, die kürzlich einen Forschungsaufenthalt in der AG von Scott Canna, Assistant Professor in Philadelphia, USA, gemacht hat.

Marie-Christin Hoffmann forscht in der international vernetzten Arbeitsgruppe von Prof. Lorenz Thurner (Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums des Saarlandes – José Carreras Centrum für Immun- und Gentherapie). Diese AG befasst sich mit fehlgeleiteten Autoimmunreaktionen unter anderem in der Rheumatologie, Onkologie und bei Infektionskrankheiten. Hoffmanns Forschung wird durch das BioNanoMed Young Investigator-Programm gefördert.

Zuletzt hat die Homburger Arbeitsgruppe in einem multidisziplinären Forschungsverbund einen neuen Mechanismus bei der Entstehung schwerer Entzündungszustände bei Kindern nach SARS-CoV-2-Infektion (MIS-C oder PIMS) aufgedeckt, wobei ebenfalls atypische Interleukin-1-Rezeptorantagonisten von Autoantikörpern in ihrer Funktion gehemmt werden. (siehe THE LANCET Rheumatology, Mai 2022: Autoantibodies against interleukin-1 receptor antagonist in multisystem inflammatory syndrome in children: a multicentre, retrospective, cohort study - The Lancet Rheumatology

Presse-Info vom 17.05.2022, idw-online: https://idw-online.de/de/news793958)

 

Kontakt: 
Arbeitsgruppe Prof. Dr. med. Lorenz Thurner
Klinik für Innere Medizin I - Onkologie, Hämatologie, Klinische Immunologie und Rheumatologie
José Carreras-Zentrum für Immun- und Gentherapie
Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS)
66421 Homburg/Saar
49+ 6841 16-15011
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Weitere Informationen

www.carreras-center.de/de/forschungsgruppen/ag-thurner/