Ergebnisse großer UKS-Studie in renommierter Fachzeitschrift veröffentlicht: Vitamin A in der Behandlung von Frühgeborenen

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Im April veröffentlichte die medizinische Fachzeitschrift Lancet Respiratory Medicine die Ergebnisse einer Studie unter Federführung des Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS). NeoVitaA war 2012 gestartet und erhielt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Förderung von insgesamt rund drei Millionen Euro. Unter der Leitung eines Teams der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie des UKS wurde untersucht, ob die Gabe von Vitamin A frühgeborene Kinder vor der chronischen Lungenkrankheit bronchopulmonale Dysplasie (BPD) schützen kann.

 


„Die BPD ist eine schwere chronische Lungenerkrankung und eine der bedeutendsten Komplikationen bei Frühgeborenen“, erklärt Prof. Dr. Sascha Meyer, Leiter der NeoVitaA-Studie und Erstautor der jetzt erschienen Veröffentlichung. Die bronchopulmonale Dysplasie entsteht durch mechanische oder chemische Belastungen in den ersten Wochen nach der Geburt, beispielsweise durch eine Beatmung. Kinder mit BPD leiden unter Atemproblemen und müssen mit Sauerstoff versorgt werden, sie werden im Laufe ihres Lebens eher krank und ihre Sterblichkeitsrate ist erhöht. Besonders häufig ist die Erkrankung bei extrem unreifen Frühgeborenen, also Kindern mit einem Geburtsgewicht unter 1.000 Gramm. Prof. Meyer, der lange Jahre als leitender Oberarzt am UKS arbeitete und heute als Direktor die Franz-Lust-Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Städtischen Klinikums Karlsruhe leitet, verdeutlicht die Tragweite der BPD bei diesen kleinen Frühgeborenen. „Etwa jedes dritte Kind ist davon betroffen.“

Für ein Team der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie des UKS war dieser Umstand der Anlass, die Studie 2012 zu initiieren. Das Ziel der Forscherinnen und Forscher war es, die Rolle von Vitamin A in diesem Prozess näher zu untersuchen. Denn das Vitamin ist wichtig für die Lungenreifung. Die Medizinerinnen und Mediziner wollten mit NeoVitaA herausfinden, ob die hoch dosierte enterale Gabe von Vitamin A während der ersten vier Lebenswochen die Rate der BPD reduziert und die Langzeitkomplikationen verringert. Daneben überprüften sie auch, wie sicher die Gabe von hoch dosiertem Vitamin A ist und verglichen die Verabreichungsarten. Insgesamt 29 neonatologische Intensivstationen deutscher und österreichischer Kliniken beteiligten sich an NeoVitaA. Ab 2015 wurden die ersten Frühchen in enger Absprache und mit dem Einverständnis der Eltern in die Studie aufgenommen. „Über einen Zeitraum von rund 7 Jahren waren es insgesamt 915 Frühgeborene, alle mit einem Geburtsgewicht unter 1.000 Gramm“, berichtet Dr. Johannes Bay, Funktionsoberarzt der UKS-Kinderklinik und Zweitautor der aktuellen Veröffentlichung.

Die Ergebnisse von NeoVitaA sind aufschlussreich für die Medizinerinnen und Mediziner. „Es hat sich gezeigt, dass die Gabe von Vitamin A sicher ist und nicht zu mehr Komplikationen führt“, so Prof. Meyer. „Wir wissen zudem, dass die aktuellen Empfehlungen zur Behandlung ausreichend sind.“ Einen höheren Schutz vor BPD konnten das Studienteam nicht feststellen. In einer Folgestudie wird nun untersucht, ob die hochdosierte Gabe von Vitamin A möglicherweise die neurologische Entwicklung der Frühgeborenen verbessern kann.

Prof. Dr. Michael Zemlin, Direktor der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie des UKS, sieht unabhängige Studien wie NeoVitaA als enorm wichtig an. „Uns ist es ein großes Anliegen, die Versorgung unserer jungen Patientinnen und Patienten stetig zu verbessern. Prof. Meyer, Dr. Bay und das gesamte wissenschaftliche Team haben mit ihrer Arbeit dazu beigetragen, dass wir einzelne Mechanismen genauer einordnen können und die Therapieeffekte nun klarer untersucht sind.“ Die Studie zeigt, dass eine ergebnisoffene Forschung betrieben wird und die Erkenntnisse weltweit und transparent kommuniziert werden. Auf dieser Forschung und dem Austausch basiert die kontinuierliche Verbesserung der Medizin.

 

Kontakt:
Prof. Dr. Sascha Meyer (Studienleiter NeoVitaA Studie)
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