Was macht eine Nachhaltigkeitsmanagerin? Mit welchen Aufgaben und Projekten sind Sie betraut?
Ich darf die nachhaltige Transformation des UKS planen und umsetzen. Dazu gehört zunächst der Aufbau eines klinikweiten und regulatorisch erforderlichen ESG-Reportings. Der Begriff ESG-Reporting oder -Berichterstattung beschreibt die Offenlegung von Informationen über die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens in Bezug auf die Aspekte Umwelt (Environment), Soziales (soziale Verantwortung) und Ausführung bzw. Arbeitspraktiken (Governance). Es wird also um weitaus mehr Faktoren als den Klimaschutz gehen, die alle ineinandergreifen. Daraus kann dann im Folgenden eine Nachhaltigkeitsstrategie für das UKS entwickelt werden und darauf aufbauend können wiederum entsprechende Projekte im Bereich des Nachhaltigkeitsmanagements begleitet und umgesetzt werden.
Das hört sich nach einer großen Herausforderung an. Womit werden Sie beginnen?
Im ersten Schritt geht es darum, Strukturen für eine rechtssichere Nachhaltigkeitsberichterstattung aufzubauen. Die gesetzlich verpflichtende Berichterstattung umfasst z.B. die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und EU-Taxonomie oder auch die Erstellung einer Treibhausgasbilanz. Alleine die CSRD kann eine Dokumentationserfordernis von über 1.000 Datenpunkten auslösen. Hierzu benötige ich also eine Menge Daten, um zunächst die rechtlichen Vorgaben erfüllen zu können. Basierend auf diesen Echtdaten können dann eine Nachhaltigkeitsstrategie sowie dazugehörige Ziele und Projekte unter Berücksichtigung der jeweils speziellen Arbeitsweisen entwickelt werden.
Wie wollen Sie all diese Daten erheben?
Die Nachhaltigkeit am UKS ist kein Thema für einen Alleingang: In enger Zusammenarbeit mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird es darum gehen, herauszufinden, wer was wo und wie macht, welche Nachhaltigkeitsthemen und Wirtschaftstätigkeiten folglich überhaupt wesentlich für uns als Universitätsklinikum sind; welche Daten es bereits gibt, um Bewertungen vornehmen zu können, welche noch erhoben werden müssen und wie das künftig möglichst praktikabel getan werden kann.
Auch der gemeinsame Austausch über Ideen, Möglichkeiten und deren potenzielle Auswirkung auf das tägliche Arbeiten in den diversesten Bereichen ist essentiell für den Erfolg einer Nachhaltigkeitsstrategie. Entsprechende Austauschformate werden erarbeitet.
Nur gemeinsam und im Konsens können wir für ein nachhaltigeres UKS sorgen. Daher bin ich Hinweisen, Anregungen und Vorschlägen aus allen Bereichen und Ebenen gegenüber sehr aufgeschlossen. Ich lade Sie alle herzlichst dazu ein, Ihre Ideen einzubringen!
Wie wird man eine Nachhaltigkeitsmanagerin?
Ich habe mich in dieses interdisziplinäre Themenfeld hineinentwickelt: Nach dem Abitur habe ich eine klassische Ausbildung zur Bankkauffrau absolviert und verbrachte anschließend mehrere Jahre im regulatorisch geprägten Kreditprüfungsbereich. Gleichzeitig war ich naturwissenschaftlich sehr interessiert. Über die Zeit und einige Fortbildungen hinweg hatten sich auch meine beruflichen Interessen dann deutlich Richtung ESG-Regulatorik und Naturwissenschaften verschoben. Verbindet man beides, kommt man beim sehr interdisziplinären Thema „Nachhaltigkeit“ heraus. Um mich auch mit dem „S“ in ESG stärker auseinanderzusetzen, pflückte ich in meiner ersten Thesis dann auch die damaligen Entwürfe des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes auseinander. Zur Vertiefung aller Nachhaltigkeitsaspekte und um beruflich mehr hinsichtlich dieses Themas bewegen zu können, war ich vor meinem Wechsel ans UKS nun einige Jahre in der Unternehmensberatung tätig. Dort begleitete ich ESG-Projekte, in denen es um den eigenen, aber auch den Verständnisaufbau des Mandanten zu z.B. ethischen Geschäftspraktiken oder Rechtsvorschriften wie der EU-Taxonomie ging – aber diese dann auch in enger Zusammenarbeit mit z.B. Prozessverantwortlichen, in der jeweiligen System- und Kulturlandschaft umzusetzen.
Nebenberuflich mache ich gerade ein Masterstudium im Fach „Angewandte Umweltwissenschaften“, denn Blickwinkel aus Naturwissenschaft, Technik und Umweltrecht sind neben wirtschaftlichen und sozialen Überlegungen ebenfalls ausschlaggebend, um Lösungen im Sinne der Nachhaltigkeit zu finden.
Warum haben Sie sich für das UKS entschieden?
Mich interessieren alle Facetten des Themas Nachhaltigkeit. Bisher konnte ich aber oft nur Teilaspekte eines großen Ganzen erschließen, zudem ist man bei verschiedenen Projekten nicht immer in alle Schritte involviert – diese enden ja ab einem gewissen Zeitpunkt. Hier im UKS hingegen kann ich den Prozess ganzheitlich begleiten: Planung, Vorbereitung, Umsetzung, kontinuierliche Verbesserung – für alle Teilgebiete der Nachhaltigkeit in Verbindung mit allen Aspekten der Tätigkeiten am UKS, eben dem großen Ganzen. Dies alles in Einklang zu bringen, ist eine spannende Herausforderung für mich.
Welche Chancen für mehr Nachhaltigkeit sehen Sie im Gesundheitssektor?
Im Gesundheitssektor bestehen generell Einsparpotenziale, da ein großes Klinikum in der Natur der Sache ressourcen- und energieintensiv ist. Diese Einsparpotenziale müssen am UKS aber erst einmal gefunden werden – und dabei zählt auch jede noch so kleine Stellschraube.
Denn Folgen der Klimaerwärmung, Umweltverschmutzung und soziale Missstände können im schlechtesten Fall dafür verantwortlich sein, dass künftig mehr Menschen erkranken und behandelt werden müssen – beispielsweise durch häufigere Hitzewellen, Luftverschmutzung, sich neu in Deutschland durch Mücken verbreitende Infektionskrankheiten, psychische Belastungen. Daher ergeben sich meiner Meinung nach durch die gesetzliche Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung auch Chancen.
Ein darauf aufbauendes Nachhaltigkeitskonzept kann nicht nur zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen und zur Zukunftsfähigkeit des UKS, sondern auch zur Entlastung der Gesellschaft im Allgemeinen und konkret der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im UKS beitragen.
Dieses Ziel kann ich hier Schritt für Schritt gemeinsam mit allen Beschäftigten anpacken, in der Region für die Region, wodurch wir aber gleichzeitig auch überregional und sogar global gesehen unseren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten.
Was bedeutet für Sie persönlich Nachhaltigkeit?
Etwas liegt mir besonders am Herzen, da mir dies schon öfter begegnet ist: Nachhaltigkeit, nun einmal auf den Teilaspekt Klimaschutz bezogen, bedeutet nicht gleich rigoroser Verzicht.
Wegen dieser Annahme wird der Begriff „Nachhaltigkeit“ oft mit negativen Emotionen verbunden und damit zusammenhängenden Themen, teilweise mit Ablehnung entgegnet: Viele fragen sich nachvollziehbar, warum ausgerechnet sie auf etwas verzichten sollten, wenn andere in der Welt mehrfach in der Woche in ein Privatjet steigen, um ein paar Minuten Fahrtzeit zu sparen. Oder es wird angenommen, dass man alleine sowieso keinen Unterschied macht.
In einem Punkt muss ich recht geben: Sehr wahrscheinlich kann niemand alleine die Welt verändern, und leider wird weltweit oft mit zweierlei Maß gemessen. Wenn nun aber jeder denkt, er oder sie mache keinen Unterschied oder kann die Umweltbelastungen der anderen nicht aufwiegen, entsteht eben auch kein Fortschritt. Jeder Mensch hat einen Einflussbereich, in dem auch kleinste Änderungen im beruflichen wie privaten Alltag durchaus zum schon benannten großen Ganzen beitragen können. Und das bedeutet beim besten Willen nicht, sich von heute auf morgen komplett einschränken bzw. auf alles verzichten zu müssen – auch wenn das leider oft medial so dargestellt wird und entsprechend rüberkommt.
Wie kann man als Privatperson nachhaltiger handeln?
Es gibt sicherlich viele Menschen, denen die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit wichtig sind, die aber oft gar nicht wissen, welche kleineren Maßnahmen bereits unterstützend wirken können.
Dazu ein paar Beispiele: Energie und Wasser wird gespart, wenn man für eine Tasse Tee auch nur die hierfür benötigte Menge Wasser kocht – und nicht den Wasserkocher vollmacht, um nach langem energieintensiven Kochen den Rest des Wassers nicht mehr zu benötigen (und im schlimmsten Fall später wegzuschütten). Oder man gewöhnt sich an, Bildschirme beim Verlassen des Büros auszuschalten, statt sie im Standby-Modus zu lassen. Oder es wird eine Weste angezogen, bevor die Heizung aufgedreht wird. Oder statt sieben Mal wird wöchentlich nur fünf oder sechs Mal Fleisch gegessen. Schritt für Schritt – aber jeder kleine Schritt zählt.
Statt um rigorosen Verzicht geht es also vielmehr um bewussteres Handeln im privaten und beruflichen Alltag, für einen selbst, für Folgegenerationen. Und das Positive daran: Schon kleine Maßnahmen schonen nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel (das betrifft eindeutig auch den privaten!). In der Folge können sich damit verbundene soziale Missstände reduzieren. Jetzt ein paar Dinge zu ändern wird uns also helfen, dass wir in einigen Jahren vielleicht nicht auf viel mehr verzichten müssen, als uns gerade lieb ist oder wir uns aktuell vorstellen können. Zusammen kann man auch mit kleinsten Maßnahmen viel erreichen.
Kontakt:
Tamara Klasen
Managerin Nachhaltigkeit/ESG
Tel. (0172) 15 13 309
E-Mail: tamara.klasen☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle ein @ ein ☜uks☞ Bitte fügen Sie an dieser Stelle einen Punkt ein ☜eu
Gebäude 52, 1. OG, Zimmer 2
Weitere Informationen für die Beschäftigten zum Thema Nachhaltigkeit am UKS finden sich in naher Zukunft im Intranet.