UKS startet umfangreiche Medikamententestung für die individuelle Therapie von Kindern mit Krebserkrankungen

Von links: Florian Wentzel, medizinischer Doktorand, Klinikdirektor Prof. Dr. Marc Remke und Laborleiter Daniel Picard

Im neu gegründeten Translational Pediatric Oncology Lab der Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) startet mit Beginn des Jahres 2025 eine neue, hochdurchsatz-basierte Medikamententestung. Ziel dieser von Klinikdirektor Prof. Dr. Marc Remke initiierten Maßnahme ist es, Kindern mit momentan nicht heilbaren Krebserkrankungen neuartige Therapieansätze anbieten zu können. Ermöglicht wurde die Umsetzung der hoch innovativen Methodik durch eine Spende der Saarländischen Krebsliga e.V. in Höhe von 180.000 Euro.

 

 

 

 

Schlecht therapierbare Patientinnen und Patienten leiden oft an Erkrankungen, bei denen herkömmliche Behandlungsmethoden nicht ausreichend wirksam sind. Dies kann verschiedene Gründe haben, darunter genetische Veränderungen, komplexe Krankheitsmechanismen oder das Vorhandensein von Begleiterkrankungen. Resistenzen gegenüber Medikamenten spielen ebenfalls eine Rolle und zählen insbesondere in der Kinderonkologie zu den drängendsten Problemen. Mehr als ein Fünftel aller an Krebs erkrankten Kinder erleidet nach einer zunächst erfolgreichen Behandlung einen Rückfall und bei vielen dieser Patientinnen und Patienten schlagen die Standardtherapien nicht mehr an. „Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, deren Erkrankungen schwierig zu behandeln sind, ist es daher entscheidend, personalisierte Therapieansätze zu entwickeln.  Hochdurchsatz-basierte Medikamententestung spielt hierbei eine entscheidende Rolle und ermöglicht die gezielte Überprüfung von Medikamenten auf ihre Wirksamkeit bei einzelnen Patientinnen und Patienten“, erklärt Prof. Dr. Marc Remke.

In dem nun am UKS starteten Verfahren wird eine Vielzahl von potenziellen Wirkstoffen gleichzeitig getestet, um deren Auswirkungen auf bestimmte Krankheitsmodelle oder Zelllinien zu bewerten. Die Untersuchung der Wirkstoffe in dem den Patientinnen und Patienten zuvor entnommenen Tumorgewebe erfolgt weitgehend automatisiert auf einer Zellplatte an einem zum Pipettierautomaten modifizierten Tintenstrahldrucker. Bis zu 750 Medikamente, die bereits zugelassen sind oder sich derzeit in der klinischen Erprobung befinden, können an den jeweiligen Proben parallel getestet werden. Die Tests generieren in kurzer Zeit große Datenmengen und helfen so, vielversprechende Ansätze für weitere klinische Studien zu identifizieren. „Untersucht wird vor allem die Wirkung von Medikamenten, die bereits bei Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen etabliert sind. Es ist beispielsweise denkbar, dass über die Testung ein bislang nur in der Behandlung von Brustkrebs bei Erwachsenen erfolgreich eingesetztes Medikament vielversprechende Wirkung für die Behandlung eines kindlichen Hirntumors zeigt“, sagt Prof. Remke.

Die hochdurchsatz-basierte Medikamententestung an Proben von krebskranken Kindern ist ein vergleichsweise junges Verfahren, das erstmals in dieser Form vor zehn Jahren in der klinischen Forschung durch Prof. Remke an seiner ehemaligen Arbeitsgruppe am Deutschen Krebsforschungszentrum im Rahmen des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung in Heidelberg sowie Düsseldorf angewendet wurde und in Deutschland bislang – inklusive Homburg – nur an drei Standorten zum Einsatz kommt. „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir dieses Verfahren nun in Homburg anwenden können und wir sind der Saarländischen Krebsliga überaus dankbar für ihre großzügige Spende, die es uns ermöglicht, hier am UKS aktuellste, translationale Forschung zu betreiben und so einen Beitrag zur Verbesserung der Prognosen von an Krebs erkrankten Kindern und Jugendlichen zu leisten. Diese Methodik ist in dieser Präzision und ihrem Leistungsvermögen auch auf internationalem Niveau für die Kinderonkologie hoch innovativ“, erklärt Prof. Remke. „Zum Wohle von Kindern mit schweren Krebserkrankungen dürfen keine Kosten gescheut werden, um die Chancen zu verbessern und hoffentlich weniger belastende Therapien zu entwickeln“, sagt Reinhilde Detemple, Vorsitzende der Saarländischen Krebsliga e.V..  

Laborleiter Daniel Picard betrachtet unter dem Mikroskop Krebszellen, welche für die Medikamententestung vorbereitet werden.
Klinikdirektor Prof. Dr. Marc Remke überträgt die Krebszellen auf eine Trägerplatte
Florian Wentzel, medizinischer Doktorand, führt die Trägerplatte mit den Krebszellen in den umgebauten Tintenstrahldrucker, damit die Medikamente hinzugefügt werden können. Nach drei Tagen kann dann überprüft werden, welche Medikamente am besten gegen diese Krebszellen wirken.