Sekundärer Bluthochdruck
Diagnostik und Behandlung in der Klinik für Innere Medizin III am UKS
In der Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie) am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) bietet ein spezialisiertes Team umfassende Diagnostik und Therapie für Patientinnen und Patienten mit sekundärem Bluthochdruck. Bluthochdruck, auch als Hypertonie bekannt, kann verschiedene Ursachen haben. Wenn er durch eine spezifische Grunderkrankung ausgelöst wird, spricht man von sekundärer Hypertonie. Hier erfahren Sie mehr über die gängigen Ursachen, Diagnosemethoden und Behandlungsmöglichkeiten.
Diagnostik des sekundären Bluthochdrucks
Bei Patientinnen und Patienten mit schwer einstellbarem Bluthochdruck liegt der Hypertonie häufig eine Ursache zugrunde, die unter Umständen beseitigt werden kann. Sekundärer Bluthochdruck kann durch verschiedene Erkrankungen bedingt sein.
Zu den häufigen Ursachen gehören:
- Obstruktives Schlafapnoesyndrom:
Kurzzeitige Phasen von Sauerstoffmangel durch Atemaussetzer während des Schlafs. - Chronische Niereninsuffizienz:
Anhaltende Nierenfunktionsstörungen. - Primärer Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom):
Überfunktion der Nebennierenrinde. - Nierenarterienstenose:
Verengungen der blutzuführenden Nierengefäße.
Zu den selteneren Ursachen zählen:
- Phäochromozytom:
Ein Tumor der Nebennieren, der überschüssige Mengen an Adrenalin und Noradrenalin freisetzt, was zu einem Anstieg des Blutdrucks führt. - Cushing-Syndrom:
Eine Erkrankung, bei der der Körper zu viel Kortisol produziert, was ebenfalls den Blutdruck erhöhen kann. - Hyperparathyreoidismus:
Eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen, die den Kalziumspiegel im Blut erhöht und zu Bluthochdruck führen kann. - Coarctatio aortae:
Eine angeborene Verengung der Hauptschlagader (Aorta), die den Blutdruck in den Armen erhöht und in den Beinen senkt.
Diagnoseverfahren
Die Diagnostik beginnt mit einem ausführlichen ärztlichen Gespräch, einer körperlichen Untersuchung und einer ambulanten Langzeit-Blutdruckmessung. Folgende labortechnische Untersuchungen sind von großer Bedeutung:
- Analyse der Blutelektrolyte
- Blutzuckerwerte
- Schilddrüsenhormone
- Nierenwerte
- Urinuntersuchung
Zur weiteren Abklärung empfehlen wir eine farbkodierte Duplexsonografie (Ultraschallverfahren) der Nierenarterien. Abhängig von den Untersuchungsergebnissen können weitere diagnostische Schritte und spezifische Therapien eingeleitet werden.
Sekundärer Bluthochdruck durch Nierenarterienstenose
Die Nierenarterienstenose ist eine häufige Ursache von sekundärem Bluthochdruck. Bei jüngeren Frauen ist diese Verengung der Nierenarterien oft durch eine fibromuskulären Dysplasie bedingt, eine seltene Gefäßerkrankung. Bei Männern über 60 Jahren kommt es dagegen häufig aufgrund von Arteriosklerose ("Arterienverkalkung") zur Verengung. Oft liegen dann weitere begleitende Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.
Für die Diagnostik der Nierenarterienstenose sind folgende Methoden verfügbar:
- Farbkodierte Duplexsonografie: Mittel der Wahl für Screening und Verlaufskontrolle.
- MR-Angiografie und CT-Angiografie: Alternative bildgebende Verfahren.
- Angiografie (Renovasografie): Das am besten geeignete Verfahren ("Goldstandard"), um exakt zu beurteilen und zu messen, inwiefern der Blutfluss in den Nierengefäßen beeinträchtigt ist (hämodynamische Relevanz).
Therapieoptionen bei sekundärem Bluthochdruck durch Nierenarterienstenose
Um einen sekundären Bluthochdruck durch Nierenarterienstenose zu behandeln, kommen zum einen Medikamente zum Einsatz:
- antihypertensive Medikamente: Blutdrucksenker
- Thrombozytenaggregationshemmer: "Blutverdünner"
- Statine: Cholesterinsenker
Die Leitlinien der Fachgesellschaften empfehlen zudem die Behandlung der Nierenarterienstenose mittels minimal-invasiver Eingriffe (Ballondilatation und Stentimplantation), wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Zu den Kriterien gehören:
- Engstellen über 70 %:
Solche signifikanten Engstellen behindern den Blutfluss erheblich und können zu einer eingeschränkten Nierenfunktion und erhöhtem Blutdruck führen. - Beidseitige Stenose oder funktionelle Einzelniere:
Wenn beide Nierenarterien betroffen sind oder nur eine Niere funktioniert, kann dies zu schweren Nierenfunktionsstörungen und einem schwer kontrollierbaren Bluthochdruck führen. - Therapieresistenter Bluthochdruck:
Bluthochdruck, der trotz optimaler medikamentöser Therapie nicht ausreichend gesenkt werden kann. - Wiederkehrende Lungenödeme:
Flüssigkeitsansammlungen in den Lungen, die durch plötzliche Blutdruckspitzen verursacht werden. - Verschlechterung der Nierenfunktion:
Ein fortschreitender Verlust der Nierenfunktion kann durch die Verengung der Nierenarterien verursacht werden. - Relevante Stenosen nicht arteriosklerotischer Genese:
Engstellen, die nicht durch Arteriosklerose verursacht werden, wie etwa durch fibromuskuläre Dysplasie.
Wirksamkeit der Eingriffe bei Nierenarterienstenosen
Studien zur Blutdrucksenkung nach Wiedereröffnung (Revaskularisation) zeigen unterschiedliche Ergebnisse. Es zeigt sich jedoch, dass Patientinnen und Patienten, deren Nierenartierien wiedereröffnet wurden, häufig weniger Bluthochdruckmedikamente einnehmen müssen.
Gefäßchirurgische Behandlung bei Nierenarterienstenosen
Gefäßchirurgische Eingriffe werden nur selten druchgeführt, da die Operationen mit einem hohen Risiko einhergehen. Sie werden normalerweise nur in Ausnahmefällen durchgeführt, wenn weniger invasive Methoden nicht erfolgreich sind oder nicht angewendet werden können.
Sekundärer Bluthochdruck durch Schlafapnoesyndrom
Nicht die Schlafdauer, sondern vielmehr die Schlafqualität ist entscheidend für die Gesundheit. Etwa ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch im Schlaf. Während eines gesunden Schlafes sinken Herzfrequenz und Blutdruck ab, was für die Regeneration des Körpers wichtig ist. Gestörter Schlaf kann erheblichen Einfluss auf den Blutdruck haben – sowohl nachts als auch tagsüber. Typische Symptome, die auf Schlafstörungen hinweisen, sind Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen sowie Schnarchen und Atemaussetzer während der Nacht.
Im Rahmen eines einfachen Schlafscreenings, das zu Hause ähnlich wie ein Langzeit-EKG durchgeführt werden kann, lässt sich feststellen, ob eine relevante Schlafstörung als Ursache des sekundären Bluthochdrucks vorliegt. Die häufigste Schlafstörung ist die sogenannte Schlafapnoe. Hierbei kommt es, teilweise bis zu 30 Mal pro Stunde, zu einer Verlegung der oberen Atemwege durch die zurückfallende Zunge. Dies führt zu einer starken Stressreaktion und trägt so zum Anstieg des Blutdrucks bei.
Diagnostik und Therapie bei Schlafapnoesyndrom
Zur Diagnose einer Schlafapnoe genügt oft ein einfaches Schlafscreening. Dieses können Sie bequem zu Hause durchführen, ähnlich wie ein Langzeit-EKG.
- Leichtgradige Schlafapnoe: Zur Behandlung reicht oft eine Gewichtsreduktion und eine sogenannte Schlafhygiene aus. Dazu gehört die Vermeidung von Alkoholkonsum am Abend, das Schlafen in Kopfhochlage und ähnliche Maßnahmen.
- Höhergradige Schlafapnoe: Hier kann ein spezielles Beatmungsgerät, auch „Schlafmaske“ genannt, notwendig sein. Diese wird in einem Schlaflabor individuell angepasst.
Die effektive Therapie der Schlafapnoe kann bei Patientinnen und Patienten mit medikamentös schwierig einstellbarem Bluthochdruck zu einer besseren Blutdruckkontrolle führen.